Der Roman beginnt 1978. Eine vietnamesische Familie beschließt, aus ihrem Dorf im Süden zu fliehen und in den Staaten Zuflucht zu suchen. Anh (16) und ihre zwei Brüder Than (10) und Minh (13) reisen in zuerst, die Eltern mit vier jüngeren Geschwistern etwas spätr in einem anderen Boot. Eltern und die vier Geschwister fallen dem Massaker von Koh Kra zum Opfer, die drei Geschwister landen zuerst in Hong Kong und nach einem Aufenthalt in einem tristen Flüchtlingscamp im nicht minder tristen London. Dort gilt es, sich im wenig freundlichen Thatcher-Universum zurechtzufinden. Anh arbeitet in einer Kleiderfabrik, Minh mutiert zum Kleinkriminellen und nur Than kann sich einigermaßen erfolgreich assimilieren; niemand von den drei Kindern aber kann die Träume von einst verwirklichen.
Zwischendurch vernehmen wir immer wieder die Stimme Daos, des kleinen Bruders, der umgekommen ist; sie ist voller Neugier auf das Leben und dementsprechend ergreifend.
Wir haben es aber auch mit einer Erzählerin zu tun, die die ganze Geschichte zusammenträgt; es ist Anhs Tochter Jane, die 2023 mit sich ringt, was sie erzählen soll. Dieser Kunstgriff beschert uns einen vielschichtigen Roman, der ohne Schnörksel erzählt wird, klar und einfach dargeboten. Vor allem aber zeigt er sehr schön, was es heißt, die Schwierigkeiten der Integration einigermaßen zu meistern. Sehr empfehlenswert.

pp. 238 (Gegenwartsliteratur)