Very Cold People

Autor MANGUSO, Sarah

Verlag London: Picador 2022

Erzählt wird die Geschichte von Ruthie (an den meisten Stellen 10-13), die mit ihren Eltern in Waitsfield, Mass., lebt. Die Eltern sind jüdisch-italienischer Herkunft und versuchen, dies vor ihren Nachbarn zu verbergen.

Was sie nicht verbergen können, sind ihre relative Armut und ihre emotionalen Defizite. Die Mutter, Hausfrau, wirkt besonders schwierig, der Vater, Buchhalter, müde-aggressiv.

In unterschiedlich langen Splittern berichtet Ruthie von ihrem Leben: alltäglichen Ereignissen, Besuchen bei reichen Verwandten, Unternehmungen mit Freundinnen, die meist noch ärmer sind, vor allem aber vom vielen Alleinsein.

Das Faszinierende ist, dass Ruthie alles im gleichen Tonfall berichtet; sie beobachtet genau, weiß aber oft nicht, was sie da beobachtet. Der Nebenbei-Missbrauch ihrer Freundin durch den Vater etwa wird ihr erst später bewusst. Und so lesen wir einen coming-of-age-Roman, in dem eben die erwähnten Splitter sich unterschiedslos aneinanderreihen, sei es das Spiel mit den Barbie-Puppen oder die gröbsten Verletzungen.

Es dauert fast die Hälfte des Romans, bis man sich ein einigermaßen verlässliches Gesamtbild verschaffen kann; aber Ruthie gibt sich auch gerne Phantasien (etwa die zum Schicksal einer Vorbewohnerin, Winifried,) hin, sodass letztendlich ein komplexes Porträt einer Jugendlichen in einem öden Ort, dem man schlecht entfliehen kann, entsteht.

Ein schmaler, aber außergewöhnlicher Roman, dessen Lektüre lohnt.

pp. 189

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2022
Link
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