Treacle Walker

Autor GARNER, Alan

Verlag London: 4th Estate 2021

Alan Garner (*1934), der seine Karriere 1960 mit „The Weirdstone of Brisingamen“ begonnen hat und dem er weitere Fantasy-Romane folgen ließ, hat nun ein schmales Buch vorgelegt, das auf der Shortlist für den Booker 2022 landete.

Damit ist Garner der älteste je nominierte Anwärter auf den Preis. Gewonnen hat er ihn zwar nicht, das war Shehan Karunatilaka, aber was soll’s.

Es handelt sich um ein seltsames Werk – es ist gewiss kein Roman, eher eine Erzählung, der Rovellis Satz „Time is ignorance“ vorangestellt ist.

Joe ist ein Kind, das offensichtlich alleine lebt, er liest Comics, sammelt Vogeleier und betrachtet die Welt durch sein ‚lazy eye‘. Da taucht eines Tages Treacle Walker, ein ‚rag-and-bone man‘, auf. Sie tauschen Gegenstände, Joe etwa erhält einen ‚donkey stone‘ (eine Art Scheuerstein). Im sumpfigen Wald hinter seinem Haus trifft Joe auch auf Thin Amren, einen nackten Sumpfbewohner, der ihm erklärt, dass sein ‚lazy eye‘ dafür sorgt, dass er im Jetzt die Ewigkeit erkennen kann. Zwischendurch taucht immer wieder Treacle Walker auf, der Joe bei seinen Kämpfen in Comicwelten unterstützt.

Es ist eine seltsame Mischung, die Garner uns da bietet, aber sie passt ausgezeichnet ins Garner-Universum, das mich vor Jahrzehnten begeistert hat. Alte Mythen und junge Wissenschaft existieren im Nebeneinander, es bleibt immer ein Rätsel um die Charaktere, Begriffe sind schwer fassbar. Slang-Ausdrucke aus den 40er-Jahren („shufti“) machen die Lektüre nicht eben leichter. Fast scheint es, als hätte Garner eine prägnante Zusammenfassung seines Schriftsteller-Lebens geschrieben. Wer sich auf diese Reise einladen lässt, wird wahrscheinlich auch die alten Garner-Werke lesen wollen.

pp. 152

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2022
Link
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