Three to See the King

Mills, dessen herrliches "The Restraint of Beasts" hier schon rezensiert wurde, hat seinen dritten Roman vorgelegt, eine leicht absurde Fabel, eine skurrile Geschichte, eine knappe, aber doch spannende Begebenheit.
Der Ich-Erzähler lebt in einer Blechhütte, die auf einer windigen und einsamen H ...

Mills, dessen herrliches "The Restraint of Beasts" hier schon rezensiert wurde, hat seinen dritten Roman vorgelegt, eine leicht absurde Fabel, eine skurrile Geschichte, eine knappe, aber doch spannende Begebenheit.

Der Ich-Erzähler lebt in einer Blechhütte, die auf einer windigen und einsamen Hochebene steht. Eines Tages kommt eine Frau, Mary Petrie, vorbei, die das Haus in ein Heim verwandelt, den Erzähler zum Sandschaufeln ermutigt, sogar Kontakt mit den fernen Nachbarn hält. Aber immer mehr Bewohner der Ebene ziehen weiter und folgen einem charismatischen Mann namens Michael Hawkins, der einen roten Canyon ausheben lässt, damit dort eine Blechhüttensiedlung entstehen kann. Eines Tages beschließt auch der Erzähler, dem Pilgerstrom zu folgen, und nach einigem Zögern klettert er in den Canyon hinunter und wird alsbald ein enger Vertrauter des sympathischen Hawkins. Als dieser aber seiner Anhängerschar bedeutet, dass der Bau von Blechhütten nicht der letzte Schritt sein kann, kommt es zu einer krisenhaften Wendung...

Mills hat eine ganz eigene Schreibweise; sparsam wie Kafka bei den unglaublichsten Vorgängen, auch präzise wie dieser, 'absurd' wie Pinter, Alltagsdialoge in einen Kontext rückend, der für Entfremdung sorgt, erhält Mills einen Spannungsbogen aufrecht, bei dem wir uns am Ende des Buches fragen: Woher kommt diese Spannung eigentlich?

Mehr als in seinem letzten Buch ("All Quiet on the Orient Express") ist aber hier die Möglichkeit gegeben, auf vielfältigen Ebenen zu lesen. Da geht es um Einsamkeit und Gesellschaft, Flüchten und Standhalten, Arbeit, Religion, Sektierertum, Lebensentwurf und Lebensgemeinschaft. Nicht zufällig zeigt das Cover einen Stern, nicht zufällig sind die vielen Anklänge an die Epiphanie gewählt, aber Mills wirkt dabei niemals plump und vordergründig.´

Deutliche Empfehlung also - Mills zählt für mich zu den interessantesten Schriftstellern der letzten Jahre, und ich bin schon neugierig auf sein nächstes Buch.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/three-to-see-the-king.html
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