„The Vegetarian“ ist nicht ein Foodie-Roman, wie man vielleicht meinen möchte, sondern die Geschichte eines Familienzerfalls vor den rigiden Strukturen einer koreanischen Gesellschaft.

Vom Ich-Erzähler des ersten Teils, Mr Cheong, einem kleinen Angestellten, erfahren wir, dass seine Frau Yeong-hye eines Nachts den Kühlschrank räumt, alles Fleisch wegwirft und ankündigt, von nun an Vegetarierin zu sein. Cheong wendet sich an ihre Familie, die ist naturgemäß entsetzt, und als der Vater sie zwingt, einen Bissen Fleisch zu essen, eskaliert die Situation.

Im zweiten Teil nähert sich In-hyes Mann, ein wenig erfolgreicher Künstler, dem ausgemergelten Körper der mittlerweile geschiedenen Yeong-hye. In-hye ist Yeong-hyes Schwester, arbeitet unermüdlich, ist eine gute Hausfrau und Mutter – und muss am Ende des zweiten Teils feststellen, dass ihre Ehe zerbrochen ist.

Im dritten Teil verfolgen wir, wie In-hye mit der neuen Situation zurechtzukommen sucht.

Die Zerstörung des Körpers geht einher mit der Zerstörung der Strukturen – gesellschaftlicher wie familiärer. Dass dies über die Erkundung und Verfremdung des Körpers passiert (In-hyes Mann bemalt die nackte Yeong-hye mit Blumen etc.) mag für uns bisweilen befremdlich wirken, aber ich verbuche das ein bisschen unter den Seltsamkeiten, die auch viele koreanische Filme auszeichnen. Han Kang hat jedenfalls ein sprachlich sehr dichtes Buch geschrieben, das auch wegen seiner Übersetzung von Deborah Smith hoch gelobt wurde. Und ein bisschen klingt ja doch die Verfügbarkeitsthematik der Essstörungsromane an, wenn es gegen Schluss heißt: „It’s your body, you can treat it however you please. The only area where you’re free to do just as you like.“ Und auch das ist eine Illusion, weil: “And even that doesn’t turn out how you wanted.”

P. S. Ich freu mich sehr, dass ich eine signierte Erstausgabe habe, ganz einfach, weil ich vor einem Jahr dachte, es handle sich um einen Foodie-Roman.

pp. 183