The Trees

Autor EVERETT, Percival

Verlag Minneapolis: Graywolf Press 2021

Da verbringe ich einen Gutteil meines Leselebens im angloamerikanischen Raum und habe noch nie etwas von Everett gelesen, obwohl er schon mehr als 30 Romane geschrieben hat.

Dass er für den Booker 2022 auf der Shortlist stand, hat meine Unkenntnis beendet, und ich habe mit großem Vergnügen dieses überdrehte Buch gelesen.

Zwei schwarze (!) Detektive, Ed Morgan und Jim Davis, vom Mississippi Bureau of Investigation reisen nach Money, Mississippi, um eine Serie von seltsamen Morden aufzuklären. Weiße werden dahingeschlachtet, deren Geschlechtsorgane finden sich in der Hand eines ebenfalls toten Schwarzen. Eines der Probleme dabei – der Schwarze verschwindet aus dem Leichenschauhaus und taucht bei der nächsten Leiche wieder auf. Hilfe von den lokalen Behörden können die beiden wenig erwarten, denn dort gibt es noch den Ku-Klux-Klan, die Rednecks sind stolz darauf, Rednecks zu sein, der ortsansässige Pastor und Leichenbeschauer schreibt gerne Selbstmord, auch wenn es um einen Mord an einem Schwarzen gegangen ist. Die werden in Money natürlich Nigger genannt, auch wenn im Roman Trump später sagen wird, dass er selbst nie das Wort Nigger verwendet (und es dabei x-mal wiederholt).

Die Sache eskaliert jedenfalls, eine (ebenfalls schwarze) toughe FBI-Agentin verstärkt das Duo, aber die Morde breiten sich aus. Fragt sich, was Gertrude und ihre angebliche Großmutter, Mama Z, damit zu tun haben. Mama Z ist über hundert Jahre alt und hat alle Ereignisse von Lynchjustiz seit 1913 aufgezeichnet; die gegenwärtigen Vorfälle gehen offensichtlich auf das Lynchen eines gewissen Emmett Till im Jahre 1955 zurück.

Everett beginnt mit einem wahren Leichen-Slapstick und lässt dann die Hillbillies aufmarschieren. Trotz des ernsten Rassismus-Sujets liefert Everett aber ein vorwiegend komisches Buch. Das beginnt bei den Namen: Der Pastor ist Cad Fondle, die Opfer heißen z. B. Junior Junior und McDonald McDonald. Ein Detektiv namens Wesley Snipes (‚no relation and white‘) taucht auf, dafür hat ein Hund keinen Namen. Völlig überdreht wird’s, wenn die Polizisten Ho und Chi auf eine Polizistin treffen, die Minh heißt. Mein Lieblingsname ist allerdings Hot Mama Yeller, die auch von ihren Kindern so gerufen wird.

Die Sprache ist ebenfalls ein Vergnügen: Everett packt seinen Roman mit Alltagssprache voll, was die Komik natürlich verstärkt. Kurzum: Ich habe schon lange keinen so unterhaltsamen Roman gelesen. Und natürlich habe ich inzwischen auch schon sein neuestes Roman-Feuerwerk („Dr. No“) gelesen.

pp. 308

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2022
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