Mortimer entführt uns nämlich nicht (nur) in schlachtengeschwängerte hohe Politik, sondern er lässt uns am Alltagsleben teilnehmen, in diesem Fall an der Zeit zwischen 1798 – 1830. Es beginnt mit der Frage, wieso sich jemand beim Fußnägelschneiden eine tödliche Verletzung zuziehen kann. Der Punkt ist: Was wissen wir über den Alltag?

Nach bewährtem Muster erzählt uns Mortimer von der Landschaft und von Städten, vom Leben am Land und in der Großstadt (dem verschmutzten London), vom einfachen Volk und von verschwendungssüchtigen Adeligen. Was wird von wem gegessen? Wer wohnt wo und unter welchen Bedingungen? Wem kommt der Fortschritt wie zugute? Was zieht man an? Wer reist wohin und auf welche Art und Weise? Wie sieht es mit Gesundheit, Medizin, Recht und Ordnung aus? Was kommt auf den Tisch (sofern etwas auf den Tisch kommt)? Was trinkt man, was raucht man? Und wie sieht die Unterhaltung der Menschen aus?

Das steckt voll ungeheuer vielen Details (und Fußnoten), ist anhand von Quellenmaterial so unterhaltsam aufgeschlüsselt, dass man ein großartiges Bild von einer ziemlich zwiegespaltenen Epoche erlebt. Mit Bedauern fast nimmt man Abschied, aber ich habe zum Trost gleich „Reisen eines Deutschen in England im Jahr 1782“ von Karl Philipp Moritz (ja, dem Anton Reiser-Moritz) nachgelesen, den Mortimer immer wieder zitiert. Überhaupt: Bei den zahlreichen Tipps zur zeitgenössischen Lektüre finden sich viele wertvolle Hinweise und Erinnerungen. Höchste Zeit, dass ich R. B. Sheridan wieder lese!

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