Ein Tesseract ist ein vierdimensionaler Würfel, der in die dritte - und damit verständliche - Dimension umgesetzt wurde. Er ist damit Sinnbild für Garlands Geschichtenkonstrukt, das scheinbar zusammenhanglose Geschichten erzählt, die aber auf einer weiteren (nicht unbedingt höheren) Ebene klar miteinander verknüpft sind.

Zuerst lernen wir einen englischen Matrosen, Sean, kennen, der in einem schäbigen Hotelzimmer im schäbigsten Teil Manilas auf Don Pepe, einen Lokal-Paten, wartet; er rechnet damit, von Don Pepe und seinen Leuten umgebracht zu werden. Die Kamera schwenkt zu Don Pepe und seinen Leuten. Schnitt zum Zusammentreffen; Schnitt zu Sean auf der Flucht, verfolgt von zwei Leuten Don Pepes.
Schwenk zu Rosa, einer Ärztin, die mit ihrer Familie in einem mittelständischen Stadtteil Manilas lebt. In knappen Rückblenden lernen wir ihre Lebensgeschichte kennen. Schnitt zu ihrem Ehemann, dem zwei Straßenkinder gerade den Autoreifen platzen haben lassen.
Schwenk zur Geschichte der beiden Kinder, Vincente und Totoy, und zu Alfredo, der seine Psychologie-Arbeit über Straßenkinder schreibt und deren Träume aufzeichnet. Und wie zufällig berühren diese Geschichten einander flüchtig, bevor sie im Finale auf bestimmten Ebenen aufeinandertreffen.

Mit dieser Zusammenfassung habe ich bei weitem nicht alle Stränge und Feinheiten wiedergegeben, die das Buch ausmachen. Garland, Autor des Kultbuches "The Beach", ist ein geschickter Erzähler, der seinen Hintergrund offensichtlich gut kennt und der es versteht, packend und subtil zu erzählen, fast lyrische Szenen einerseits und gewalttätige Szenen andererseits zu einem mitreißenden Buch zu mischen und Erinnerungen und Gegenwart zu einem lesenswerten Ganzen zu fügen. Hoffentlich lesen wir bald mehr von ihm.