the shape of things

"He is a living, breathing example of our obsession with the surface of things, the shape of them", sagt die 22-jährige Kunststudentin Evelyn, die den etwas älteren Adam als ihr Diplomprojekt präsentiert. Monatelang hat sie an ihm gearbeitet, ohne dass sich er dessen bew ...

"He is a living, breathing example of our obsession with the surface of things, the shape of them", sagt die 22-jährige Kunststudentin Evelyn, die den etwas älteren Adam als ihr Diplomprojekt präsentiert. Monatelang hat sie an ihm gearbeitet, ohne dass sich er dessen bewusst gewesen wäre. Ihre Aufgabe war, mit Kunst die Welt zu verändern, sie hat die Welt eines Einzelnen verändert: Der etwas tollpatschige, uncoole Adam, der im Museum jobbt, wo sie ihn kennen gelernt hat, verändert Aussehen, Figur, Vorlieben, gibt letztendlich sogar seine Freunde für Evelyn auf. Beide haben an einem Projekt gearbeitet – Evelyn an ihrem Abschluss, Adam am Verliebtsein.
Das Paar wird durch ein anderes gespiegelt, den etwas selbstherrlichen Philipp und die naive Jenny, für die sich Adam einstens interessierte und die ihn nun auch plötzlich wieder interessant findet, obwohl sie mit Philipp verlobt ist. Aber all diese Beziehungen sind nebensächlich im Vergleich zu Evelyns großen Abschlussprojekt, und ihre lange Rede am Schluss wirft jede Menge Fragen über Kunst und Moral auf. Wo sind die Grenzen der Kunst, was hat sie denn schon Verachtenswertes getan, wie sehr ist Adam doch mit seinen paar Minuten Ruhm zufrieden etc. etc. So fügt sich kunstpolitisches Statement gefällig zu gegenwärtigen Beziehungsgeflechten (wie ist das mit dem Kunstcharakter der Unterwasserhochzeit?), und während Evelyn die Freiheit der Künstlerin hochleben lassen darf, kritisiert Adam den Event-Charakter der Kunst und verweist brav auf ordentliche Künstler wie Picasso, zitiert ab und zu etwas aus dem Bildungsschatz, worauf Evelyn mit echter oder vorgeblicher Naivität reagiert, und ist ansonsten eben ein verliebter Narr.
Labute hat ein gefälliges und auch durchaus unterhaltsames Stück geschrieben (gelungen ist die erste Szene, aber auch Evelyns lange Rede) – wenn man in Rechnung stellt, für wen der Event da abläuft. Während meinereins mit interesselosem Wohlgefallen das Stück über sich ergehen lässt (in der, sagen wir mal, netten Aufführung des Akademietheaters), meint etwa meine Tochter über ihre Altersgenossinnen und – genossen auf der Bühne, dass sie bestenfalls den Unterhaltungswert ihres eigenenWohnzimmers haben und die Realität das Bühnengeschehen weit übertrifft. Wie auch immer man es betrachtet: Labute hat die Faszination für die Oberfläche in seinem Stück kongenial eingelöst – und das ist durchaus so etwas wie eine kleine Empfehlung.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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