The Remorseful Day

Dies ist also der letzte Inspektor Morse-Roman, und ich verrate Ihnen natürlich nicht warum, halte aber fest, dass es vielleicht gar nicht SO schlecht ist, dass Dexter keinen weiteren mehr schreibt, denn ab und zu wirkt er schon ein bisschen lustlos und mechanisch. Vor allem die Klammerbemerkung ...

Dies ist also der letzte Inspektor Morse-Roman, und ich verrate Ihnen natürlich nicht warum, halte aber fest, dass es vielleicht gar nicht SO schlecht ist, dass Dexter keinen weiteren mehr schreibt, denn ab und zu wirkt er schon ein bisschen lustlos und mechanisch. Vor allem die Klammerbemerkungen sind etwas untypisch und haben fast einen Verfremdungseffekt. Und Morse selbst zeigt Anzeichen von Schwäche und Menschlichkeit in einem Maße, das wir gar nicht gewohnt sind. Dexter selbst, der seinen Inspektor sprachlich korrekt und bisweilen bemäkelnd auftreten lässt (obwohl Morse diesmal 'actually' sagt), schreibt obendrein 'müder', wo 'müde' gehörte, und Krafft-Ebing nimmt er glatt ein 'f' weg.

Sie sehen also, leichte Ausflösungserscheinungen allüberall. Dennoch: Morse ist eine der ganz großen Gestalten der Krimiliteratur, und niemand, der die Fälle, die er mit egg-and-chips-man Lewis gelöst hat, verfolgt hat, wird diesen Band ungelesen lassen. Morse kombiniert, schnorrt und trinkt Bier in gewohnter Manier, Oxford ist ein Sündenpfuhl, die Gegend rundherum auch nicht besser, das Lokalkolorit mithin gelungen wie immer. Das Geniale an Morse aber ist, dass er sich in zahlreiche falsche Ideen und Lösungsansätze verbohrt und die Fälle dabei doch immer wieder einer schlüssigen Lösung zugeführt werden. Das Geniale an Dexter ist u.a., dass er jedes Kapitel mit herrlichen Zitaten einleitet. Hoffen wir, dass wenigstens Lewis Oxford erhalten bleibt.

We'll miss you, Morse!

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-remorseful-day.html
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