Eigentlich sind alle Protagonistinnen und Protagonisten kaputte Typen, aber das hängt vielleicht auch mit dem Setting zusammen. Wir sind in Vacca Vale, Indiana, einer Stadt, aus der die Autoindustrie (Zorn) abgezogen ist und in der die Menschen ohne viel Perspektive dahinleben; Lichtblick für manche ist der Ausverkauf der Natur an Immobilienentwickler.

In dieser Stadt leben Blandine Watkins (eigentlich Tiffany, 18), ein junges Mädchen, und drei weitere Typen aus dem Pflege- und Sozialsystem in ihrer ersten Wohnung in „Rabbit Hutch“ (eigentlich La Lapinière Affordable Housing Complex), einem heruntergekommenen Plattenbau, zusammen. Blandine interessiert sich für Mystikerinnen, allen voran Hildegard von Bingen, und wir wissen: „she will exit her body.“ Wie, das bleibt bis zum Schluss spannend. Im Verlauf der Geschichte lernen wir nicht nur Blandine und ihre sie unglücklich prägende Beziehung zu ihrem Musiklehrer kennen, wir treffen auch auf die drei halb-kaputte Mitbewohner, auf weitere Bewohner/innen des Plattenbaus (einsame und ängstliche und gemeine Menschen vor allem), wir lernen auch Moses Blitz kennen, Sohn des einstigen Kinderstars Elsie Blitz. Diese hat sich ein eigens Universum erschaffen und bis zu ihrem Tod als 86Jährige ihren Sohn vernachlässigt, der nun als Leuchtfarben-Rächer auftritt.
Sie merken schon, wir bewegen uns in einem Kosmos, der Alltag und Bizarres vermengt, der die Ödnis einer ehemaligen Industriestadt ebenso einfängt wie das Absonderliche dieser US-amerikanischen Alltagsexistenzen. So im Vorübergehen mögen sie harmlos wirken, bei näherer Betrachtung sind sie aber in ihren eigenen Vorhöllen gefangen. Aber wahrscheinlich ist das im Grunde bei uns nicht anders.
Ein famoses Debut!

pp. 338 (Gegenwartsliteratur)