The Promise

Autor GALGUT, Damon

Verlag London: Chatto&Windus 2021

Das ist für mich nicht neu, gerade bei Booker-Prize-Gewinnern: Ich lese und denke mir: Ja. Eh! Genauso ging es mir auch bei Galguts Roman über eine südafrikanische Familiengeschichte.

Aber ab etwa einem Drittel lässt sich sagen: It grows on you. Und bei allen Schwächen, die sich da finden, entpuppt sich „The Promise“ als äußerst lesbares Buch.

Galgut erinnert natürlich an Coetzees „Disgrace“ (s. Archiv), denn neben der Familiengeschichte schwingen auch zwei Jahrzehnte südafrikanischer Geschichte mit, der man sich nur bedingt entziehen kann.

Das Schicksal der Swarts (sic!) Familie, die Besitz außerhalb Pretorias hat, beginnt 1986 mit dem Tod der 40-jährigen Mutter Rachel, die zum jüdischen Glauben gewechselt hat. Bei der Trauerfeier: ihr Mann Manie, der Sohn Anton, die Töchter Astrid und Amor (13). Vor ihrem Tod hat Rachel der Bediensteten Salome (und deren Sohn) das kleine Haus versprochen, in dem diese leben dürfen; was damals gesetzlich noch gar nicht möglich war, wird nun jahrzehntelang von Amor von ihrer Familie gefordert, die das Versprechen aber nie einlösen. Amor taucht nur selten zu Hause auf, sie verschwindet, arbeitet als Krankenschwester, ist unauffindbar und kommt eigentlich nur zu Begräbnissen. Als sie gegen Schluss das Versprechen einlösen will, bedeutet ihr Salomes Sohn, sie habe nichts herzugeben, weil ihr schon lange nichts mehr gehöre in diesem Land.

Dazwischen erleben wir nach dem Kapitel „Ma“ die Kapitel „Manie“, „Astrid“ und „Anton“ mit. Warum nicht Amor? Weil die Kapitel (Achtung: Spoiler!) alle nach den Toten benannt sind. Wie sie zu Tode kommen, das ist Teil der Spannung für uns Leser/innen.

Als Erzähler ist Galgut – und das wurde ihm auch vorgeworfen – immer wieder ungenau und schnoddrig. Ungeduldig wendet er sich an den Leser/die Leserin, er beginnt eine Schilderung, um sie dann als unwesentlich abzubrechen (warum dann erst anfangen?), manchen Begebenheiten wird breiter Raum gegeben (Amors erste Periode während des Begräbnisses), manche werden nur angedeutet. Auch Salome bleibt eher zweidimensional, erfüllt ihre Funktion als Folie für südafrikanische Politik. Dafür führen die drei As (die drei Kinder) zum Teil – auch im Scheitern – ein einigermaßen interessantes Leben, aber ohne Überhöhungen – wie das eben so ist mit dem Alltag.

Fazit: The book grows on you.

pp. 293

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2021
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