The MANIAC

Autor LABATUT, Benjamín

Verlag London: Pushkin Press (2024 (1st: 2023)

Dieses unglaublich spannende Buch kommt als Roman daher, aber wann auch immer ich Fakten auf Wikipedia nachlas, hatte ich den starken Eindruck, es handelt sich um ein Sachbuch. Aber mit dem Vorschlag ‚semi-fictional‘ kann ich gut leben.

Labatut liefert Wissenschaftsgeschichte mit Thriller-Qualität. Wir beginnen mit dem österreichischen Physiker Ehrenfest, der 1933 seinen an Down-Syndrom leidenden Sohn erschoss und dann Selbstmord beging. Die persönliche Tragödie ist Endpunkt tiefer Unsicherheit in Bezug auf Wissenschaft. In dieser Phase der Euphorie und des Zweifels fokussiert sich Labatut auf die unglaublich geniale Figur des John von Neumann, Mathematiker, Physiker, Computer-Ahnherr, AI-Prophet, Mitarbeiter am Manhattan-Projekt etc. etc. Sein Computer MANIAC ist Titelgeber des Buches. Aus vielerlei Zeugnissen seitens der Familie (z.B. Ehefrauen), der Mitarbeiter (z.B. Feynman), der Freunde (z. B. Wigner) und Feinde (z. B. Barricelli) entsteht ein Bild des Genies, das als Mensch allerdings oftmals unerträglich war, nicht zuletzt deshalb, weil Neumann als kalter Rationalist auch um effektive Vernichtung bemüht war. (Er riet, die Atombomben in größerer Höhe zu zünden, weil sie dann mehr Schaden anrichten würden).

In letzten Abschnitt springt Labatut zu Demi Hassabis, Nobelpreisträger und Mitbegründer von DeepMind Technologies; das Unternehmen schuf AlphaGo, eine selbstlernende AI, die 2016 den südkoreanischen Großmeister Lee Sedol im komplexen Brettspiel Go besiegte. Labatut versteht es, dieses Ereignis wie einen Thriller abzuhandeln.

Kurzum: Dies ist ein faszinierendes Buch, und ich mache mich auch gleich daran, Labatuts „When We Cease to Understand the World“ zu lesen.

pp. 355 (Gegenwartsliteratur)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
03.09.2025
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-maniac.html
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