The Magician's Wife

"Macht, Politik, Religion, Herrschaft - all das sind wiederkehrende Themen in Moores Romanen; in vielen Fällen ("Lies of Silence", "Black Robe", "The Statement", "The Colour of Blood") werden sie so spannungsgeladen aufbereitet, dass seine Bücher immer wieder als Spezialgebiet für die Matura gew ...

"Macht, Politik, Religion, Herrschaft - all das sind wiederkehrende Themen in Moores Romanen; in vielen Fällen ("Lies of Silence", "Black Robe", "The Statement", "The Colour of Blood") werden sie so spannungsgeladen aufbereitet, dass seine Bücher immer wieder als Spezialgebiet für die Matura gewählt werden.
Diesmal nimmt Moore das französische Kolonialbewusstsein des 19. Jahrhunderts als Hintergrund für seine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und privaten Machtverhältnissen.

Wir schreiben das Jahr 1856, und Napoleon III. beschließt, Algerien endgültig zu unterwerfen. Angesichts der Tatsache, dass ein neuer Mahdi die unterschiedlichen Stämme zu einen bereit ist und die Ungläubigen verdrängen will, lässt Napoleon den berühmten Zauberer und Illusionisten Henri Lambert zu einem seiner Feste laden. Lambert soll, begleitet von seiner Frau, an der Napoleon offensichtlich Gefallen gefunden hat, nach Algerien reisen und dort durch seine verblüffenden Tricks den Marabouts klarmachen, dass die Macht Gottes auf Seiten der Franzosen steht.
Unter dem Kommando von Colonel Deniau, der auf Emmeline, die Frau des Magiers, einen großen Zauber ausübt, tritt Henri an, bei diversen Vorführungen seine Unverwundbarkeit zu demonstrieren. Ein gefährliches Spiel bahnt sich an, in dem zusehends Personen mitspielen, deren direkte Teilnahme nicht vorgesehen war ...
Viel von dem Geschehen sehen wir durch Emmeline Lamberts Augen, gefiltert durch deren Talent, Menschen und Vorfälle intuitiv in ihrer wahren Dimension zu erkennen. Deniau, der sie anfänglich so fasziniert, wird von ihr allmählich als der Puppenspieler erkannt, der die Lamberts benutzt; ihr Mann Henri bleibt fast ausschließlich die perfektionistische Maschine, seinen Erfindungen nicht unähnlich. Beide bewegen sich in der fremden Welt Algeriens, ohne wirklich zu verstehen; Emmeline hingegen verspürt die Begegnung mit der fremden Kultur, den Persönlichkeiten einer zu entdeckenden Welt, die mitmenschliche Sphäre. Nicht zufällig trägt das Buch eben jenen Titel, denn letztendlich laufen bei der Frau des Magiers nicht nur die Erzählfäden, sondern auch die Schicksale und die Einsichten zusammen.

"The Magician's Wife" ist bei weitem nicht so spektakulär wie "Lies of Silence" oder "The Statement", aber es ist ein Buch von großer atmosphärischer und erzählerischer Dichte; obendrein ist es ein Buch, das, auch wenn es in den Jahren 1856 und 1857 spielt, einen Subtext von großer Aktualität enthält: die kolonialistischen Wesenszüge in unserem heutigen Handeln werden uns in so manchen Passagen deutlich bewusst. Wie bei fast allen Moore-Romanen kann auch hier eine klare Empfehlung ausgesprochen werden."

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-magicians-wife.html
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