The Living Sea of Waking Dreams

Autor FLANAGAN, Richard

Verlag London: Chatto&Windus 2021

Dies ist der dritte Roman (s. Archiv) des tasmanischen Schriftstellers, den ich lese, und ich habe ihn mit ebendemselben Vergnügen gelesen wie die beiden anderen.
Es ist eine Geschichte von Auflösung, Zerfall, Verschwinden – selbst die Sprache zerfällt am Anfang des Buches.

Francie (87) ist bereit zum Sterben, aber ihre Kinder, die Architektin Anna, der Geschäftsmann Terzo und (widerstrebend) der gescheiterte Künstler Tommy, wollen, dass sie weiterlebt, koste es, was es wolle. Damit verlängern sie nicht das Leben der Mutter, sondern deren Sterben. (“She had not understood her children’s resolve that she should live. If she had, she might have feared it more than death itself.”) Neben dieser Geschichte des langsamen Sterbens findet sich die Geschichte vom Verschwinden: Australien brennt, das Ökosystem wird nachhaltig geschädigt; aber auch Anna verschwindet: Zuerst ist es ein Finger, dann das Knie, ein Auge… Und ihr lebensunfähiger Sohn Gus verschwindet ebenfalls ganz allmählich. Anna rettet sich in die Vogelzählung (orange-bellied parrots), aber auch das hilft nichts. Die Welt löst sich auf, die Familie löst sich auf.

Flanagan hält die Spannung durchgehend aufrecht, man wundert sich stets darüber, wann man die Grenzen zwischen Einbildung und Wirklichkeit überschreitet, wie die einzelnen Schicksale wohl weitergehen. Alles entpuppt sich als ‚frightening‘, und die Auslöschung betrifft alle und alles, auch wenn dabei das ‚boiling frog‘-Prinzip seine Gültigkeit haben mag. Ein lesenswerter Roman!

P. S. Lese ich zum ersten Mal: She Ubered home.

pp. 282

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.05.2021
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-living-sea-of-waking-dreams.html
Kostenpflichtig
nein