The Goldfinch

Autor TARTT, Donna

Verlag London: Little, Brown & Company 2013

Es ist vermutlich nicht schwer, anhand von Einzelheiten Spott und Häme über diesen Roman, der den Pulitzer gewonnen und die Bestsellerlisten erklommen hat, auszugießen.

Der Protagonist etwa beginnt unzählige Sätze mit „I“ und weiß dann nicht weiter (das nervt echt!), sein Freund ist ein Bilderbuch-Russe, voll russischer Lebenslust a la Wodka, Drogen, Frauen, Geld. Und die Passagen über Kunst sind halt so, dass sie die bildungsbürgerlichen Leser/innen erfreuen, weil sie bequem mithalten können.
Nichtsdestotrotz hat mir Tartts neuer (und erst dritter) Roman besser gefallen als „The Secret History“ (ihr erster). Da wird Dickens als Ahnherr so sehr beschworen, dass man wirklich versucht ist zu glauben, Tartt sei die legitime Dickens-Nachfolgerin (oder ist es doch John Irving?).
Trotz aller Ja-aber-Rezeption: Das Buch lässt sich gut an. Der dreizehnjährige Theo Decker ist mit seiner über alles geliebten Mutter im Museum, er sieht gerade ein faszinierendes Mädchen – da explodiert eine Bombe, die seine Mutter tötet; ein alter Mann, der im Sterben liegt, drängt ihm einen Ring und ein kleines Bild (eben jenen Goldfinch von Fabritius) auf. Damit beginnt die vierzehnjährige Odyssee Theos.
Da sein Vater unauffindbar ist, seine Großeltern ihn nicht wollen, landet er bei den Barbours, da der gleichaltrige nerdie Andy fast so was wie sein Freund ist. So weit, so gut! Theo ist nie ganz bei der Sache, was immer passiert, z. T. wegen der Folgen des Schocks über Verlust der Mutter etc.
Eines Tages sucht er den Mann auf, der der Freund des Ring-Besitzers war. Es stellt sich heraus, dass dieser ein begabter Restaurateur ist, sein Partner war der dazugehörige Antiquitätenhändler; auch das faszinierende Mädchen (Pippa) ist da, auch sie ist traumatisiert. So weit, so gut.
Dann beginnt, was wir hierzulande eine Räuberpistole nennen. Der Vater taucht auf und schnappt sich Theo mit nach Las Vegas. Dort lernt Theo Boris kennen, den leicht durchgedrehten Russen, der eigentliche Pole ist. Ab nun ist Theo vorwiegend wegen seines Drogenkonsums weggetreten. Er und Boris verbringen eine abenteuerliche Zeit, bis Theos Vater stirbt; Theo flieht nach New York zum Restaurateur (Hobie) und erweist sich bald als geschickter Gauner im Möbelverkauf. Das geht natürlich nicht alles gut, die Vergangenheit holt ihn ein, Boris taucht wieder auf etc. etc. Was ihm bleibt, sind seine zwei Obsessionen: Pippa und das Fabritius-Bild. Aber auch da gleiten wir ab ins Trügerische…
Die Räuberpistole gewinnt an Dramatik, die Auflösung rückt näher, eine Schlusspredigt beendet den Wälzer.
Das klingt jetzt alles ein bisschen distanziert-zynisch – dennoch: Ich habe das Buch über weite Strecken mit großem Vergnügen gelesen, einfach, weil es eine passable Geschichte passable erzählt. Das ist eine große Leistung, gewiss. Große Literatur ist es allerdings nicht unbedingt!

pp. 771

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.10.2014
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-goldfinch.html
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