The Glutton

Autor BLAKEMORE, A. K.

Verlag London: Granta 2023

Blakemore hat mit ihrem Erstling, „The Manningtree Witches“ (s. Archiv), einen beachtlichen Erfolg gefeiert, und auch dieser Roman steht dem Debut an Einfallsreichtum und Sprachreichtum um nichts nach.

Blakemore erzählt die Geschichte von Tarare, der in Frankreich kurz vor der Revolution von 1793 in ärmlichsten Verhältnissen in der Gegend von Lyon aufwächst. Als ihn sein Stiefvater wegen eines Vergehens halbtot schlägt (ihn eigentlich für tot zurücklässt), erwacht Tarare nicht nur schwer verletzt, sondern auch unglaublich hungrig. Er wird von einer vazierenden Truppe aufgenommen, die ihn zum Großen Tarare macht, der alles, was man ihm zuwirft, vertilgt. Allerlei Getier, Abfälle, Innereien, Besteck – angeblich sogar ein Baby.

1798 erzählt der sterbende Tarare seine Geschichte einer erschrockenen Nonne, die ihn pflegt. Dies ist der eine Erzählstrang; der andere ist Tarares Geschichte von der Geburt 1772 bis zu allen möglichen Erniedrigungen, aber auch bis zu den Schandtaten seinerseits. Die citoyens machen sich über ihn lustig, ein Bürger Doktor will ihn am liebsten gleich unterm Messer sehen; Tarare, im Grunde seines Herzens arglos, versucht zu begreifen, aber Einsicht gelingt nur zufällig.

Blakemore hat auf eine historische Figur zurückgegriffen. Ihr Tarare frisst und wird gefressen, so wie die Revolution ihre Kinder erst fressen lässt und dann fressen wird. Wie auch bei ihrem Erstling verwendet Blakemore eine höchst elaborierte Sprache; wer also alles verstehen will, liest besser mit einem Wörterbuch in der Nähe. (Feculent und adumbration, zum Beispiel, gehörten nicht zu meinem Wortschatz). „The Glutton“ ist jedenfalls in vielerlei Hinsicht ein sinnlicher Roman.

pp. 324 (Gegenwartsliteratur)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
04.12.2023
Link
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