Hoffnung und Resignation begleiten diese Geschichte von drei Generationen, begleiten aber auch die politische Geschichte, die dabei miterzählt wird. Der Roman beginnt im Burma des Jahres 1885; der junge Inder Rajkumar erlebt die Vertreibung des letzten burmesischen Königs aus dem "Glaspalast" mit und verliebt sich dabei in ein kleines Mädchen, das er nach vielen Jahren, nachdem er selbst durch Holzhandel reich geworden ist, in Indien wiederfindet. Sein Schicksal und das seiner burmesischen Ehefrau Dolly ist verwoben mit dem Schicksal der Inderin Uma, die später zur indischen Unabhängigkeitsbewegung stößt, und dem seines europäisierten "Ziehbruders" Matthew. Die Kinder und Kindeskinder entführen uns in die weitere Geschichte, die Umbrüche durch den Zweiten Weltkrieg, den Krieg mit den Japanern, in die Unabhängigkeit – und in die neue Abhängigkeit, die das heutige Burma (Mynamar) kennzeichnet. Über mehr als hundert Jahre spannt Ghosh, der sich geweigert hat, den Commonwealth Prize anzunehmen, weil er nicht punziert werden wollte, seinen Erzählbogen, und mehr als fünf Jahre hat er für sein Buch recherchiert.

Es ist ihm meines Erachtens nicht der große Wurf gelungen, obwohl es ein aufregendes und buntes Buch um Liebe, Ehre, Tod und Zugehörigkeit geworden ist, das Sie auf jeden Fall lesen sollten. Dennoch ist am Urteil des Independent etwas Wahres dran: "A Doctor Zhivago for the Far East." Was dort vielleicht als Lob gemeint war, erinnert mich allerdings an meine Schiwago-Lektüre und daran, dass mich der Wälzer damals einigermaßen kalt ließ.

Ghosh ist bunter, vielfältiger, sprachlich und erzähltechnisch talentierter – aber nach dem vielen Vorauslob war ich eben ein bisschen enttäuscht. Dennoch ist es ein Buch, das in eine andere Welt entführt und ganz enorm auf diese Welt neugierig macht. Zeit, mich meinen anderen Ghosh-Büchern zu widmen...