Der Frühling hatte uns einen unerwarteten Stephen King beschert - eine spannende, durchaus berührende Überlebensgeschichte, ein schmaler Band für King-Verhältnisse.
Die neunjährige Trisha McFarland muss mit Mutter und Bruder wandern gehen (in der Castle Rock-Gegend, versteht sich). Mutter und Sohn streiten, wie so oft nach der Scheidung der Eltern, und merken nicht, dass Trisha den Pfad verlässt, nur um schnell zu pinkeln. Als sie eine Abkürzung gehen will, verirrt sie sich plötzlich in den Wäldern. Sie gerät in immer wildere Gegenden, durchquert Sümpfe, schleppt sich an Bächen entlang, die versiegen, immer begleitet von einer unheimlichen Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagt, dass sie dieses Abenteuer nicht überleben werde, immer begleitet von einer dämonischen Präsenz, der sie sich nach neun Tagen, in denen sie ungeheuren Lebenswillen und erfinderische Stärke zeigt, stellen muss.
Ihr einziger Trost ist ihr Walkman, auf dem sie die Spiele der Red Sox hören kann; Trisha, ein Fan der Red Sox, findet besonderen Trost in der Tatsache, dass Tom Gordon, Werfer für die Mannschaft, sie begleitet; nach einigen Gesprächen, die sie im Geiste mit ihm führt, beginnt sie ihn plötzlich auch leibhaftig zu sehen.
Stephen King versteht es natürlich ausgezeichnet, sich in die Gedankenwelt eines neunjährigen Mädchens hineinzuversetzen, das der Welt schon mit ein bisschen Lebensweisheit und Zynismus gegenübertritt, weil es einfach mehr erlebt hat als eine Neunjährige, sagen wir, von zwanzig Jahren.
Und er schafft es natürlich, uns mitleiden und mit(be)wundern zu lassen, sodass wieder einmal das schöne Wort unputdownable angebracht ist. Fast so etwas wie empfehlenswerte Klassenlektüre!