The Dreamers

1970 hatte ich das Glück, "Baisers volés" in einer vollgestopften Cinémathèque zu sehen – und dabei bin ich mir unendlich cool (das Wort hatte natürlich noch keine Karriere gemacht) vorgekommen.
Die Geschwister Théo und Isabelle ...

1970 hatte ich das Glück, "Baisers volés" in einer vollgestopften Cinémathèque zu sehen – und dabei bin ich mir unendlich cool (das Wort hatte natürlich noch keine Karriere gemacht) vorgekommen.

Die Geschwister Théo und Isabelle sehen den Film 1968, nachdem Langlois wieder in seiner Rolle als Direktor der Cinémathèque bestätigt worden ist. Für die Geschwister ist das der Schlusspunkt einer persönlichen Umwälzung, politisch befinden sie sich inmitten einer Revolution.

Théo und Isabelle sind mit dem jungen Amerikaner Matthew (alle sind so um die 17) jeden Abend in der Cinémathèque; da diese geschlossen wird, verfallen sie auf den Gedanken, Filmszenen nachzustellen und den/die anderen raten zu lassen. Die filmische "menage à trois" in der großbürgerlichen Wohnung der Geschwister (der Vater ist ein Poet) wird alsbald zur sexuellen. Als sie die Wohnung verlassen (ein Stein hat ein Fenster zertrümmert) werden sie aber von der wirklichen Welt, die gerade einem Filmszenario ähnelt, erfasst und Matthew erlebt ein wahrliches Filmende, das von einem dramatischen FIN geschlossen wird.

Adairs Roman stammt aus dem Jahre 1988 und verbindet ganz geschickt persönliche Schicksale, Politik – und Obsessionen, vor allem eben die Obsession für Film. Das ist es auch vor allem, was den Roman interessant macht, und nicht die "menage à trois", die in ihrer Schwülstigkeit und mit den eingestreuten Gesprächen und Beobachtungen an die Manieriertheit des "Letzten Tango in Paris" erinnert.
Auch diesmal kann Bertolucci, dessen Film "Dreamers" Anlass war, auch das Buch wieder neu aufzulegen, den kleinen Schwülstigkeiten und den noch kleineren Schweinereien nicht entgehen. Es ist ein bisschen so, als wollte er immer noch die Katholische Filmkommission ein wenig schrecken. Dafür sind ein paar Filmausschnitte zu sehen, die den Besuch lohnen – und wer das Buch eben noch nicht gelesen hat, der kann das gleich bei der Gelegenheit nachholen. Es 'liest' sich fast so schnell wie der Film.

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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