The Dinner

Anna Davis' Romandebut gehört zweifellos zu den interessanten Neuerscheinungen und zeigt, wie eine talentierte Autorin mit einem nicht unbedingt neuen Thema auf packende, vielschichtige und gleichzeitig sehr lesbare Art umgehen kann.Clarrie, Künstlerin und bei den Stones kein gern gese ...

Anna Davis' Romandebut gehört zweifellos zu den interessanten Neuerscheinungen und zeigt, wie eine talentierte Autorin mit einem nicht unbedingt neuen Thema auf packende, vielschichtige und gleichzeitig sehr lesbare Art umgehen kann.
Clarrie, Künstlerin und bei den Stones kein gern gesehener Gast, taucht plötzlich bei Alex und Tilda auf: Sie will dringend ihren Schwager sprechen. Alex und Tilda Stone stecken fatalerweise gerade in den letzten Vorbereitungen für ein Abendessen, das sie für drei mehr oder weniger befreundete Paare geben: Brian und Christina, Judy und Roger, Clive und Heidi. Es soll einer jener gepflegt-geselligen Mittelstands-Abende werden, von dem sich Alex noch dazu einen geschäftlichen Erfolg erhofft - Brian nämlich kann seinen Erfolg entscheidend fördern.
Für einen gewissen Zeitraum sind wir mit der bizarren Sichtweise Clarries konfrontiert; für sie verändern sich Personen und Dinge stets zu neuen Objekten (was für den Leser/die Leserin nicht minder anstrengend ist). Allmählich merken wir aber, dass hier viele Skelette im Keller ruhen; unglücklicherweise tauchen sie auch alle zu diesem Abendessen auf. Beim Hauptgang (der Forelle) feiern sie schon fröhlich mit, und bei der Nachspeise (Coconut Bavarois with Tropical Fruit Sauce) haben sie den Abend endgültig übernommen. Wir leiden mit allen Gästen mit, weniger vielleicht wegen der Beziehungskrisen und Lebenslügen, sondern wegen der Peinlichkeit, diese alle bei einem gepflegten Abendessen aufzutischen, wo man vielleicht ein bisschen über Kultur und Urlaub hätte plaudern sollen. Zuletzt setzt Davis noch einen fulminanten Schlusspunkt, sodass nicht nur das Abendessen, sondern ganze Schicksale eine neue Wendung erfahren.
Nun kennen wir natürlich genug Romane, die von Beziehungskrisen, Lebenslügen, Fassadenschicksalen voll sind, aber Davis ist es gelungen, den Rahmen der Dinnerparty so geschickt einzusetzen, dass wir - zwischen Formalismus und Peinlichkeit - eine mitreißende Geschichte zu lesen bekommen, nicht zuletzt, weil Gegensätze geschickt miteinander verknüpft werden.
Wer also auf der Ausschau nach einer aktuellen novel of manners ist, dem wird "The Dinner" höchst willkommen sein. Hoffentlich war das nicht die letzte Mahlzeit, die uns Anna Davis serviert hat.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-dinner.html
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