Das Schöne an diesem Buch: Es hat viel mit Film, genauer gesagt, mit Horror-Filmen zu tun.

Millicent Sparks (73), einst gefeiert als Make-up artist für Horrorfilme, hat 24 Jahre für einen Mord im Gefängnis verbracht, einen Mord, den sie bestreitet, begangen zu haben. Nun lebt sie bei zwei alten Damen und hat die größten Schwierigkeiten, ins Leben zurückzufinden.

Jerry ist ein junger, farbiger Filmstudent aus Ayrshire und fühlt sich nicht wohl an der Uni in Glasgow, wo so viele ‚posh‘ Studierende sind, obwohl er der Talentierteste von ihnen ist.

Der Zufall will es, dass Jerry bei den alten Damen einzieht, der Zufall will es, dass Millicent ein Foto entdeckt, das eine neue Spur zu ihrem ‚Mord‘ enthält. Der Zufall will es, dass Jerry u.a. ein Poster zum legendären Horrorfilm „Mancipium“ klaut, bei dem Millie mitgewirkt hat und der verschwunden ist. Die Spur führt die beiden Außenseiter quer durch Frankreich und Italien, sie führt uns zurück in die goldene Zeit der ‚video nasties‘, und Brookmyre macht das mit so viel Witz, Spannung und Sachkenntnis, dass man das Buch nur niederlegt – weil es leider schon zu Ende ist. Millie und Jerry haben offensichtlich in ein Wespennest gestochen und werden verfolgt, zum Teil von Fieslingen, die im Dienst hochrangiger Persönlichkeiten stehen. Also: ein Thriller von Experten-Hand mit so vielen Details zu den ‚nasties‘, dass man sie gerne (wieder)sehen möchte. „Mancipium“ allerdings brauchen Sie nicht zu googeln, den Film gibt’s wirklich nicht.

P. S. In „Sight&Sound” (Juni 2021) findet sich ein lesenswerter Artikel zum Thema ‚video nasties‘ und Zensur.

pp. 404