The Country

"Crimp, derzeit auch bei uns geschätzt, hat mit "The Country" ein Drei-Personen-Stück geschrieben, das fest in jener englischen Theatertradition verankert ist, die aus dem Alltäglichen das Schreckliche (oft nur als Ahnung) erwachsen lässt.Richard, ein Arzt, und sein ...

"Crimp, derzeit auch bei uns geschätzt, hat mit "The Country" ein Drei-Personen-Stück geschrieben, das fest in jener englischen Theatertradition verankert ist, die aus dem Alltäglichen das Schreckliche (oft nur als Ahnung) erwachsen lässt.
Richard, ein Arzt, und seine Frau Corinne und deren Kinder leben auf dem Lande. Richard hat soeben eine gute Tat vollbracht, er hat eine bewusstlose junge Frau, Rebecca (25), von der Straße aufgelesen. Aber schon die ersten Fragen Corinnes zeigen, dass sie dem Edelmut nicht ganz traut. So nach und nach erfahren wird, dass sich die Dinge nicht hundertprozentig so zugetragen haben, wie sie Richard schildert. Und als Rebecca erwacht und mit Corinne spricht, zeigt sich eine noch viel schrecklichere Wahrheit für Corinne. Im nächsten Schritt wird Richards Doppelleben tatsächlich offenbar - und wir warten gespannt auf die große Auseinandersetzung. Die bleibt jedoch aus, und ein lebenslanges Aneinandergekettetsein, in dem wohl nie Wahrheit und Lüge so recht unterscheidbar sein werden, zeichnet sich ab.
Das mag für viele unaufregend klingen, ist aber meines Erachtens furchtbar beklemmend, wenn man sich in das Szenario hineinversetzt, weil es letztendlich nicht die großen Schurkentaten, sondern die kleinen "Verbrechen" sind, die uns die Brüchigkeit der Existenz drastisch vor Augen führen. Crimp versteht es außerdem meisterhaft, ganz banale Alltagsdialoge mit bedrohlichen Untertönen zu versehen; vor allem Corinne hat eine Art nachzufragen, die das Gefühl entstehen lässt, dass Richard lügt - und in der Tat fördern ihr Nachfragen und ihr leichtes Missverstehen von alltäglichen Bemerkungen oft genug zutage, dass Richard, wenn schon nicht lügt, doch eine "wichtigere Wahrheit" verbirgt. Das alles ist Theater, bei dem es auf das genaue Hinhören und auf die Zwischentöne ankommt. Schon allein deswegen lohnt es sich, weiterhin auf Crimps Schaffen zu achten.

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Sprache
Deutsch
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Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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