Mit der Zeit sind die Schurken woanders zu suchen - nicht so sehr in den politischen Zentren der Macht, sondern in den Konzernen, die von hilflosen Politikern in ihren Machenschaften unterstützt werden.
LeCarré, Großmeister des Spionageromans, hat alte Dichotomien längst aufgegeben; nun sind es die Globalisierer, die der Diktatur des Profits Ehre und Anstand - und Menschenleben opfern. Konkret: Ein Pharmakonzern vertreibt in Afrika ein TB-Mittel, das noch nicht völlig ausgereift ist, und versucht im Anschluss die Todesfälle zu vertuschen. Tessa, Frau des britischen Diplomaten Justin, ist bestrebt, mit Hilfe des schwarzen Arztes Arnold, den Skandal aufzudecken. Da erhält Sandy Woodrow, Head of Chancery in Nairobi, eines Morgens den Anruf, dass man Tessas kopflosen Leichnam gefunden hat und dass Arnold verschwunden ist. Sandy, in die schöne und junge Tessa verliebt, hat nun viel zu vertuschen...
Natürlich wird versucht, Arnold in Misskredit zu bringen; sein Verschwinden sei Schuldeingeständnis genug; womit aber niemand gerechnet hat, ist, dass der sanfte und stets unendlich höfliche Justin beginnt, der Arbeit seiner Frau nachzuspüren und dabei natürlich auf alle möglichen Verschwörungen und Machenschaften stößt. Absurd aber anzunehmen, dass er im Alleingang die Pharmaindustrie besiegen wird.
LeCarré bietet in seinem umfangreichen Roman eine faszinierende Mischung aus Tempo und Langsamkeit; umständliche Rückblenden, ausführliche Schilderungen, minutiöse Nachforschungen ergeben ein Buch, das trotz seines Umfangs immer spannend bleibt und im Leser/in der Leserin das anheimelnde Gefühl der Paranoia erzeugt. Besonders erschreckend ist es, wenn LeCarré im Nachwort meint, dass der hier geschilderte Fall im Vergleich zu den wahren Praktiken der Pharmaindustrie ziemlich harmlos ist. Nichts ist schlimmer als die Wirklichkeit.