Genau vor 10 Jahren fand sich im Newsletter eine Besprechung von Ackroyds "The House of Dr Dee" – und wenn ich auch noch immer nicht dazugekommen bin, Ackroyds Monumentalbiografie von London zu lesen, so freue ich mich, diesen kuriosen Band kurz besprechen zu dürfen.
Ackroyds "Clerkenwell-Tales" erzählen von einer politischen Intrige des Jahres 1399, als (noch) ein ungeliebter Richard II. am Thron sitzt, und sie erzählen von dieser Intrige in der Weise Chaucers. Von "The Prioress's Tale" bis zu "The Author's Tale" entsteht in 23 Geschichten das Bild einer seltsamen Verschwörung, die suggeriert, dass obskure Nonnen und mittlere Würdenträger die Geschicke eines Landes lenken.
Bolingbrokes Versuch, Richard zu entthronisieren, wird durch eine Gruppe von Verschwörern und Bombenlegern unterstützt, die – analog zu den Wundmalen Christi – fünf Brandbomben zünden wollen. Eine wahrsagende Nonne ist in das Ränkespiel, das einige Tote fordert, eingebunden, und die Verschwörungstheorie, dass eben ein paar Auserwählte (hier die Gruppe Dominus) Politik machen, bleibt bestehen.
Ackroyd hat damit einerseits ein aktuelles Thema aufgegriffen, andererseits erweist er sich als der viel gerühmte Experte, der er u.a. für den Alltag im Mittelalter ist. Wie die Menschen beten, essen, kurieren und kuriert werden, sich entleeren, dem Vergnügen im Allgemeinen und der Wolllust im Besonderen frönen, das stellt er mit viel Sachkenntnis und Liebe zum Detail dar. Einfache Lektüre ist es dennoch nicht: Die vielen kurzen Erzählungen, die Details, mitunter auch die kuriose Sprache machen die 200 Seiten zu einem ziemlich anstrengenden Leseunterfangen, das sich aber allemal lohnt.