The Children Act

Autor McEWAN, Ian

Verlag London: Jonathan Cape 2014

The Children Act von 1989 legt in heiklen Situationen fest, dass das Wohlergehen des Kindes an erster Stelle steht.

Fiona Maye (fast 60) ist eine angesehene Richterin am British High Court (Family Division); als solche hat sie es vorwiegend mit Ehe- und Familienstreitigkeiten zu tun. Umso ironischer, dass ihr Jack, ihr Ehemann seit 35 Jahren, eröffnet, er möchte noch einmal eine leidenschaftliche Liebe (mit einer gewissen Melanie) erleben. Stoff genug für einen Roman, aber McEwan steuert noch ein Element bei. Der siebzehnjährige Adam, Zeuge Jehovas, verweigert – in Absprache mit seinen Eltern – eine Bluttransfusion. Fiona besucht ihn im Spital, um sich ein Bild zu machen, und findet Gefallen an dem jungen Mann, der seinerseits von Fiona fasziniert ist.
Als sie die Zwangstransfusion bewilligt, ist Adam voll neuer Lebensfreude, denn sie kann die Böse sein im Spiel, die Eltern mussten nicht gegen die Glaubensregeln verstoßen. Er beginnt, ihr zu folgen – ein Umstand, mit dem Fiona nicht gerechnet hat. Für einen Moment verliert sie auch die Kontrolle, aber letztendlich meint sie, die Sache sei ausgestanden – ist sie aber nicht. Parallel dazu kämpft sie mit ihren eigenen Problemen…
McEwan verknüpft äußerst elegant ein persönliches Schicksal mit spannender juridischer Akribie in einer Religionsstreitigkeit. Emotionslos, aber doch eindeutig wird an den Zeugen Jehovas Kritik geübt – wie McEwan an allen Religionen Kritik übt für deren immanenter Engstirnigkeit. In einem Interview meint er: „And only the secular spirit can guarantee those freedoms, and it's the secular spirit that they contest.” Das ist ein bestechendes Stück Prosa und liest sich, wegen der geschlossenen Führung des Erzählbogens, eher wie eine Novelle als ein Roman. Gleichzeitig musste ich – nicht wegen des Inhalts, aber der Strukturierung – immer wieder an Joyces „Dubliners“ denken. Die sparsame Erzähleleganz findet sich in „The Children Act“ viel deutlicher wieder als in den meisten Büchern McEwans („On Chesil Beach“ ausgenommen). Ein Lesevergnügen!

pp. 213

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2014
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