Dabei ist es eine relativ konventionelle Geschichte, die sie erzählt. Im Prolog treffen wir auf die Protagonistin Becky (26), die eine wenig erfolgreiche Tänzerin ist und daher als Masseuse und Kellnerin nebenbei jobbt. Sie, ihre Freundin Harry („a tomboy“), die sich ihr Geld als Drogenhändlerin verdient, und deren Freund Leon sind nach einem Coup, bei dem sie einem Drogenboss eine bedeutsame Summe entwendet haben, auf der Flucht.

Der Roman selbst beginnt ein Jahr davor. Wir lernen Becky kennen, dann alle anderen Figuren der Geschichte (z.B. Harrys Bruder Pete, der sich in Becky verliebt). Gemäß dem Titel sind alle wichtig – und so verzweigen sich die Erzählungen über die Menschen – die Väter und Mütter, die Freundinnen und Freunde; wie Ilse Tielsch in einem ihrer Romane schon sagte: Was wir sind, hat lange vor uns begonnen.

Viel Einfluss hat natürlich der Schauplatz – ein pulsierendes London (Lewisham), in dem die wenigsten ein ruhiges Leben führen können. Dementsprechend sprudelt auch Tempests Sprache – manchmal bis zum Überlaufen. Aber das macht nichts – des Guten zu viel ist eher, dass eine Vielzahl von Zufällen und Querverbindungen den Eindruck entstehen lässt, das alles nur in einem großen Kochtopf schmurgelt und die große Welt draußen bleibt. Aber wen kümmert’s bei einer spannenden – und tatsächlich coolen – Geschichte, die eine gelungene Talentprobe einer Autorin ist, die man sich merken muss.

pp. 399