"Das ist ein äußerst unterhaltsames Buch, ich muss fast sagen: zu unterhaltsam. Immerhin hält es einen mit Witz, Intrigen, Zynismus und Überraschungen so sehr in Atem, dass man das Gefühl hat, sich durch ein Opus magnum und nicht durch einen 270-Seiten-Roman zu lesen.
Nick Naylor ist Sprecher für die Tabakindustrie; als solcher ist er einer der bestgehassten Männer der Vereinigten Staaten. Damit kann er allerdings ganz gut leben (auch einkommensmäßig), denn er ist wirklich gut. Selbst in der "Oprah-Show" gelingt es ihm zu punkten ...
Dies trägt ihm nicht nur die Sympathien des Ober-Chefs ("the Captain"), die Antipathie seines unmittelbaren Vorgesetzten ("BR"), der seine Liebschaft Jeanette pusht, ein, sondern auch zahlreiche Morddrohungen. Eines Tages wird er entführt und mit Nikotinpflastern zugeklebt. Das allerdings bringt so viel Publicity, dass Nick erst recht fest im Sattel sitzt. Doch zu viele Freunde und Feinde sind hinter ihm her, als dass er seinen neuen Ruhm genießen könnte.
Buckley ist unterhaltsam. Er nimmt die Selbstgerechtigkeit der Tabakgegner genauso aufs Korn wie die Machenschaften der Tabakindustrie, und das ist auch das wirklich Erfrischende an diesem Buch: die Kritik am amerikanischen Puritanismus und Purismus in welcher Form auch immer. Nirgendwo sonst fühle ich mich so versucht, mein Nichtrauchertum zu brechen wie in den USA - der Fanatismus der Gegner ist aus europäischer Sicht - Gott sei Dank - vorwiegend lächerlich. Gleichzeitig wird es einem nirgendwo so erleichtert, Nichtraucher zu sein. Zwischen diesen beiden Polen wandert das Buch vergnüglich hin und her, und wer nach Beispielen für blanken Public relations-Zynismus sucht, der wird mit diesem Buch reichlich belohnt. Vielleicht sollten Sie doch, um mit all dem fertig zu werden, zumindest eine Zigarette rauchen und genießen. Dann aber lassen Sie's besser wieder bleiben, denn es ist schon ein angenehmes Gefühl, im Kino sitzen zu können, ohne sehnsüchtig der nächsten Zigarette entgegenfiebern zu müssen.
Für die entsprechende Unit in MYW 6 sprachlich ein bisschen schwierig, aber die Mühe lohnt sich, würde ich meinen. "