Taipei

Autor LIN, Tao

Verlag Edinburg: Canongate 2013

Das Selfie als Buch! Tao Lin kommt aus Internet und Social Media, hat einen Verlag gegründet und mit „Taipei“ sein erstes Buch auch im traditionellen Format angeboten (mittlerweile gibt es alle).

Im Grunde könnte es endlos sein; wir folgen dem Schriftseller Paul und seiner Freundin Erin in New York, wie sie von Veranstaltung zu Veranstaltung ziehen, mehr Drogen einnehmen, als ich je gekannt habe (z. B. cocaine, MDMA, Adderall, Percocet, caffeine, LSD, mushrooms, heroin, Xanax, Klonopin, Methadone, Oxycodone), Belangloses reden und schreiben, sich beim Sex filmen, das MacBook auf- und zumachen, Pauls Eltern zwischendurch in Taipei besuchen – kurzum, ein Leben zwischen absoluter Banalität und Hipster-Aufregung führen. Dabei wird die Tatsache, dass ein Burrito heller ist als das andere, bereits ein dramaturgischer Höhepunkt. Gleichzeitig ist sich der Protagonist seiner Sache nie ganz sicher – ist ihm nun übel oder nicht? Er sagt zwar, dass ihm übel ist, aber denkt auch, dass das nicht stimmt. Das erinnert ein bisschen an den Protagonisten in Ben Lerners „Leaving the Atocha Station“ (s. Archiv), und in der Tat gehört Tao Lins Buch zu den Romanen, bei denen man an Robbe-Grillet (meinereins) oder Bret Easton Ellis (30+?) erinnert wird. Irgendwo habe ich gelesen, dass man diese Künstler/innen als „educated bores“ bezeichnen könnte. Kein schlechter Begriff, obwohl beides in Zweifel gezogen werden kann. Educated? Ja, wenn man Slavoj Žižek dazu rechnet; bore? Nicht unbedingt. Denn dieses Dahinschreiben von Belanglosigkeiten entwickelt einen eigenen Reiz, und ich habe die 250 Seiten eigentlich recht gut verkraftet, ja bisweilen sogar mit einiger Neugier gelesen. Vielleicht wollen Sie es auch versuchen…

Mehr über Tao Lin unter: http://www.taolin.info

pp. 248

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2015
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/taipei.html
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