Im County Kerry wird ein Hollywood-Film gedreht – unter der Regie des Engländers Clem und mit den Stars Caroline Giovanni und Kurt Steiner. "The Quiet Valley", ein Schmachtfetzen, braucht natürlich jede Menge Statisten, und zwei davon, Charlie (aus Nordirland) und Jake (ein Hiesiger), sind die Protagonisten des Erfolgsstücks der in Belfast lebenden Dramatikerin Marie Jones.
Hollywood zerstört natürlich das Leben der Statisten: Vierzig Pfund am Tag und der Rummel lassen gewöhnliche Arbeit als wenig erstrebenswert erscheinen, zeigt doch Mickey, der letzte lebende Statist von "The Quiet Man", dass diese Existenz für lokale Größe und volle Pints sorgen kann. Die Filmindustrie nimmt aber gleichzeitig den Menschen die Würde, nutzt sie auf eine sehr persönliche Art aus, etwa, wenn Caroline von Jake Nachhilfe wegen ihres gekünstelten Akzents will, der aber glaubt, als Mensch wahrgenommen zu werden.
Als schließlich ein junger Drogenabhängiger Selbstmord begeht, weil er naturgemäß noch mehr an den Rand gedrängt wird, wird es den beiden Statisten, Charlie und Jake, zu viel. Sie spielen zwar ihre Parts noch zu Ende, aber dabei sind sie schon im Aufbruch begriffen – sie selbst wollen einen Film über wirkliche Menschen machen, etwa den toten Sean, der seine Taschen mit Steinen füllte, damit er im Wasser leichter unterginge...
Das ist natürlich erstklassig tragikomisch, und der rasche Wechsel von Lachen und Weinen, Witz und Melancholie, Alltag und Vision ist uns aus der englischsprachigen Dramenliteratur hinreichend bekannt. Was dieses Stück aber darüber hinaus auszeichnet, ist etwas, das beim Lesen der Vorstellungskraft überlassen bleiben muss: Alle weiteren elf Rollen werden von den Darstellern des Charlie und des Jake gespielt, und das erfordert nicht wenig an Wandlungsfähigkeit. Die Aufführung am Duke of York-Theater, die ich gesehen habe, braucht ein paar Requisiten (eine Truhe mit ein paar Kleidern), zwei Stühle – und zwei großartige Schauspieler, die nicht nur ihren Habitus, sondern auch ihre Sprache stakkatoartig ändern können.
Aber selbst wenn Sie auf den Besuch einer Aufführung verzichten müssen, bleibt das Stück lesenswert.