Spies


Natürlich ist es schwer für Frayn, den Erfolg von "Headlong" zu übertreffen, und ich vermute, das wird ihm mit dem vorliegenden Buch auch deswegen nicht gelingen, weil es einerseits viel ruhiger, andererseits ein bisschen konstruiert wirkt.Der Erzähler Stephen kehrt an den Ort der Kindheit (um ...

 

Natürlich ist es schwer für Frayn, den Erfolg von "Headlong" zu übertreffen, und ich vermute, das wird ihm mit dem vorliegenden Buch auch deswegen nicht gelingen, weil es einerseits viel ruhiger, andererseits ein bisschen konstruiert wirkt.
Der Erzähler Stephen kehrt an den Ort der Kindheit (um etwa 50 Jahre) zurück: In einer kleinen Sackgasse erleben Stephen und Keith den zweiten Weltkrieg auf ihre Art. Der hochmütig wirkende Keith erklärt seinem ergebenen Freund Stephen eines Tages, dass er in der eigenen Mutter eine deutsche Spionin vermutet. Von da an beginnen die beiden Buben, die Frau zu beschatten, ihr - wohin es nur geht - zu folgen. Sie weiß, dass sie beobachtet wird, sie wendet sich auch mehrmals an Stephen, der von einem Missverständnis ins andere taumelt, eine "Fehlinterpretation" der anderen folgen lässt. Pflegt sie gar Kontakte mit einem deutschen Soldaten? Wer ist es, den sie in einem Versteck aufsucht? Was als aufregendes Bubenabenteuer begann, verkettet sich immer mehr zu einem Beziehungsgeflecht von Erwachsenen, und Stephen lernt mehr Wahrheiten kennen, als ihm lieb ist.
Frayn hat das denouement für die letzten Seiten aufgespart - und es kommt etwas aufgesetzt, auch wenn wir manches erahnen, das für uns natürlich nicht so schrecklich ist wie für Stephen. Dieser ist eher verwirrt von seinen Ausflügen in die überhöhte Erwachsenenwelt, zumal er auch mit Zuneigung, Treue, Geheimnissen, Schwüren, Peinlichkeiten zu kämpfen hat. Frayn gelingt es aber ausgezeichnet, eine Bubenwelt zu beschwören, die durch lauter Hineingeheimsen tatsächlich an Geheimnisse gerät. Dass die Fantasie dabei für Aufregungen sorgt, für Überdimensionierungen, die den sonst eher langweiligen Alltag spannend machen, wird den Leserinnen und Lesern wohl aus der eigenen Kindheit in Erinnerung sein. Tatsache ist, dass sich das Buch mit jedem Kapitel spannender liest und das Herzklopfen des Protagonisten sich mit unserem mischt. Kein großartiges, aber ein durchaus lesenswertes Buch.

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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