Poguemahone

Autor McCABE, Patrick

Verlag London: Unbound 2022

Vor 30 Jahren habe ich McCabes “Butcher Boy“ mit Vergnügen gelesen und mir gedacht, auch dieses Buch darf ich nicht auslassen. Es ist ein gewichtiges Werk von 600 Seiten, in freien Rhythmen geschrieben und bereits als „Ulysses“ des 21. Jahrhunderts bejubelt.

Poguemahone ist die anglisierte Form des gälischen Ausdrucks für „kiss my arse“; und ja, die Pogues werden auch genannt.

In der Tat ist – abgesehen von der Geschichte - viel für meine Generation drin: Namedropping bis zum Gehtnichtmehr: Children of Lir (wichtig für den Fortgang), Tubular Bells, John McLaughlin, Sandie Shaw, Rita Tushingham, Peter Wyngarde, Margaret Rutherford, Don’t Look Now (evil entities), Angela Carter, T. S. Eliot, Brendan Behan, Creedence Clearwater Revival, Mott the Hoople, Van der Graaft Generator – you name it. Und natürlich zahlreiche Anspielungen (two trunkless legs of stone), von denen ich sicher die Hälfte nicht verstanden habe.

Erzählt wird von Dan Fogarty, der in der Gegenwart seine Schwester Una in einem Heim besucht. Una ist dement und leidet an psychischen Erkrankungen. Die sind zum Teil auf die 70er-Jahre zurückzuführen, wo sie mit ihrem Liebhaber Troy, dem selbsternannten Poeten, in einer Hausbesetzer-Kommune im Norden Londons (Kilburn, hier Killiburn) lebt. Weite Strecken des Buches sind Una zu dieser Zeit gewidmet.

Aber eigentlich begann das Unglück schon früher, als die Fogartys in den 50er-Jahren von einem Priester aus „sweet Currabawn“ vertrieben wurden. Dots, die Mutter, fristet ihr Leben in London als Sexarbeiterin, die Kinder Dan und Una landen eben in besagter Exzess-Kommune; die, heute würde man sagen, toxische Beziehung Una-Troy zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Keine Frage. Das Buch garantiert anstrengende Lektüre; der Text im Kleindruck tut sein Übriges, und es empfiehlt sich, den Roman (McCabes erster, der nicht ausschließlich in Irland spielt) zu portionieren. Immerhin ist es ein unendlich wirkendes Schwadronieren (mit gälischen Einschüben), sodass man bisweilen rufen möchte (aus dem Buch gelernt): Dún do bhéal! (Shut up!).

P. S. Wer sich dann noch die ca. 500 Namen durchliest, die am Crowdfunding für dieses Buch (ja, z.B. Dermot Bolger) beteiligt waren, wird mit dem schönen Namen Burschi Wojnar belohnt.

pp. 602

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2022
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