Other People's Children

""By the year 2010, there'll be more stepfamilies than birthfamilies," heißt es an einer Stelle des Buches, und schenkt man dieser Aussage Glauben (und die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte deutet ganz in diese Richtung), so hat Trollope mit diesem Roman ein hochaktuelles Them ...

""By the year 2010, there'll be more stepfamilies than birthfamilies," heißt es an einer Stelle des Buches, und schenkt man dieser Aussage Glauben (und die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte deutet ganz in diese Richtung), so hat Trollope mit diesem Roman ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. Wie ergeht es den Kindern, die sich - für sie oft recht plötzlich - in einer veränderten Familie wiederfinden? Welche Gefühlsphasen durchlaufen sie, wie reagieren sie je nach Altersstufe darauf, welche Widerstände bauen sie auf und wie fassen sie letzten Endes Fuß in einer für sie oft völlig veränderten Beziehungswirklichkeit? Und wie ergeht es auf der anderen Seite den Erwachsenen, welche Auswirkungen haben all diese Turbulenzen auf ihr Leben bzw. auf ihre neuen Beziehungen?
Mit solchen und ähnlichen Fragen befasst sich Trollope im vorliegenden Buch auf höchst einfühlsame und differenzierte Weise, ohne darauf allzu rasche Antworten zu geben. Sie schildert - erzähltechnisch geschickt - Leben und Lieben zweier "neuer" Familien, in denen jeweils eine starke, dynamische Frau (Josie, Elizabeth) einem durchaus liebenswerten, aber passivem und zögerlichem Mann (Matthew, Tom) gegenübersteht. Die Frauen in der Geschichte sind natürlich nicht allesamt so positiv, da gibt es auch noch Dale, Toms neurotisch besitzergreifende, mittlerweile erwachsene Tochter aus 1. Ehe, und Nadine, die klassische Versagerin auf allen Ebenen. Besonders bei der Darstellung Nadines zeigt sich Trollopes Talent, durch gekonnt eingesetzten Perspektivenwechsel komplexe Charaktere zu schaffen. Von verschiedenen Blickwinkeln her wird Nadine als unzuverlässig, launenhaft, verantwortungslos, nahezu lebensunfähig beschrieben, doch in jenen Passagen, wo streng aus ihrer eigenen Sicht erzählt wird, wird spürbar, wie sehr sie dennoch darum ringt, eine gute Mutter zu sein. Und auch das Ende des Romans ist geschickt gestaltet. Die Erzählkamera wird weit weg geschwenkt, und wir erleben Josies und Matthews neue Familie von einer deutlich entfernten Außenperspektive: Karen, Matthews Schwester, die keine engen Bande zu der Familie hat, kommt auf Besuch und wir sehen nun durch ihre Augen, wie sich eine völlig neu zusammengewürfelte Familie - nach vielen, vielen Anfangsschwierigkeiten - allmählich zu konsolidieren beginnt. Am fernen Horizont zeichnet sich ein schwacher Hoffnungsschimmer ab, der - Trollope sei Dank - von einem allzu billigen Happy End meilenweit entfernt ist. "

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/other-peoples-children.html
Kostenpflichtig
nein