Oryx and Crake


Eines steht jedenfalls fest: Atwood kann erzählen! Das Sujet mag nicht immer allen willkommen sein, aber auch in ihrem elften Roman, der zur Booker-Shortlist 2003 gehörte, beweist sie, dass sie eine geniale Erfinderin von Sekundärwelten ist."Oryx and Crake" knüpft wohl am ehesten an AtwoodsRie ...

 

Eines steht jedenfalls fest: Atwood kann erzählen! Das Sujet mag nicht immer allen willkommen sein, aber auch in ihrem elften Roman, der zur Booker-Shortlist 2003 gehörte, beweist sie, dass sie eine geniale Erfinderin von Sekundärwelten ist.
"Oryx and Crake" knüpft wohl am ehesten an AtwoodsRiesenerfolg, "The Handmaid’s Tale", an. In einer unbestimmten Zukunft ist die Welt geteilt: Wissenschafter, vor allem aber die dahinter stehenden Wirtschaftsgruppen, leben eingezäunt im Luxus und sind damit beschäftigt, eine Welt des Künstlichen aufrechtzuerhalten. In den Pleeblands aber leben die gewöhnlichen Menschen, die Abnehmer der Träume.
Erzähler der Geschichte ist Snowman, der nach Beendigung des Paradice Projektes den Untergang der Welt miterlebt und überlebt hat. Damals, als er noch Jimmy war, wurde er von seinem Freund Crake, einem Wissenschafter, der für Entstehung und Untergang des Projektes verantwortlich zeichnete, in dessen ‚Compound’ geholt. Dort hatte er ein Verhältnis mit der rätselhaften Oryx, die er schon als Siebenjährige auf einer der vielen Pornosites gesehen zu haben vermeinte. In vielen Rückblenden erfahren wir die Geschichten der Hauptcharaktere, wie sich ihre Schicksale verknüpfen, wie sie in einer mit viel Detail und Raffinesse geschilderten Dystopie leben. Crake hat eine Gruppe von Lebewesen, die so genannten Crakers, erschaffen, und Oryx lehrt sie den Alltag zu bewältigen. Crake und Oryx, mehrfach gebrochene Adam & Eva-Figuren (?), legen ihr Vermächtnis in Jimmys Hände, der die Crakers (als Snowman) ans Meer führt. Das offene Ende des Buches böte sich sogar zu einer Fortsetzung an…
Atwood zeigt beeindruckenden Erfindungsreichtum, ihre Sekundärwelt ist geschlossen und glaubhaft, erfüllt alle von Tolkiens Forderungen an eine gelungene Zweitwelt. Dass sie ein großes Erzähltalent ist, habe ich immer wieder betont (vgl. auch „The Blind Assassin“), dass sie dafür auch fleißig recherchiert, können Sie selbst überprüfen, wenn Sie Atwood unter www.oryxandcrake.com besuchen. Das lohnt sich nach Abschluss der Lektüre auf jeden Fall. Bleibt mir als einziger Kritikpunkt nur, dass sich Leser/-innen bisweilen von der Fülle des Buches fast erschlagen fühlen könnten; aber das unterscheidet u. a. Literatur von der Waschmaschine, würde ich meinen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/oryx-and-crake.html
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