Und die Geschichte ist auch im Wesentlichen da: Ricks Versuche, im Geschäft zu bleiben, die Untaten der Manson-Familie, Cliffs Besuch auf der Spahn-Ranch.

Aber die Gewichtung ist eine andere: Die Gewaltszene mit dem Flammenwerfer, in der Rick auf die Manson-Mitglieder losgeht, kommt ganz kurz etwa 100 Seiten vor Schluss. Und das Bedrohliche auf der Spahn-Ranch fehlt ganz. Dafür wird der Begegnung von Rick mit dem Kinderstar Trudi viel Raum gegeben. Und auch Sharon hat im Buch mehr Platz als im Film.

In Wirklichkeit aber ist der Roman eine der relativ wenigen Beispiele für eine ‚novelisation‘ eines Films, ein Stück Popkultur-Geschichte. In ausführlichen Gesprächen (Tarantino ist ja auch in seinen Filmen oft geschwätzig) erfahren wir unendlich viel über B-Movies und Serien, v.a. im Western-Bereich, aus den 60er-Jahren und davor. Da werden munter echte und fiktive Serien und Filme vermengt, und man könnte wohl ein paar Stunden Verifikator spielen, sofern man wollte. War Aldo Ray wirklich so versoffen? Und wer kennt noch Vic Morrow? Bloß jene, die Audie Murphy-Western-Fans sind, nehme ich an.

Tarantino entführt uns jedenfalls gekonnt in eine Zeit, wo Leute wie Rick und Cliff schon die Überbleibsel sind und die ‚fucking hippies‘ an Bedeutung gewinnen. Wo Polanski einen Hit landet („Repulsion“) und die Kavalleriewestern keine Chance gegen die Spaghetti-Western haben. Kurzum, der Roman ist ein absolut vergnüglich dahin mäandrierendes Filmbuch, und wir dürfen hoffen, dass wir mehr von Tarantino lesen werden.

pp. 400