Moab is my Washpot. An Autobiography

"Stephen Fry at his washpot - the first twenty years! Fry, nunmehr 40, enfant terrible und zeitweilig (?) zölibatäres Aushängeschild der englischen Schwulenszene, Autor vergnüglicher Bücher (zuletzt "Making History"; vgl. NEWSLETTER vom Dez. 1996), Laurie in "Fry&Laurie" (brit. Humor auch das!), ...

"Stephen Fry at his washpot - the first twenty years! Fry, nunmehr 40, enfant terrible und zeitweilig (?) zölibatäres Aushängeschild der englischen Schwulenszene, Autor vergnüglicher Bücher (zuletzt "Making History"; vgl. NEWSLETTER vom Dez. 1996), Laurie in "Fry&Laurie" (brit. Humor auch das!), Schauspieler und demnächst als Oscar Wilde im Kino zu bewundern, hat also die ersten zwanzig Jahre seines Lebens ausgebreitet. Es verwundert keineswegs, dass sich diese Jahre einigermaßen interessant, vielfach unterhaltsam, stellenweise berührend lesen, aber dennoch nagt bei der Lektüre die Frage: Wozu? Selbst wenn man mit allen Skandalen und Skandälchen, die Fry umwittern, vertraut ist, so sind doch 343 Seiten ein starkes Stück Selbstdarstellung. Ein Kurzgeschichten-CV in Dahlscher Manier hätte es da vielleicht auch getan, möchte man meinen.
Möglicherweise ist das der falsche Zugang. Vielmehr ist Fry der Aufhänger für ein Stück englischer Sittengeschichte. Die Parallelen zwischen Wilde und Fry etwa zeigen, dass Geschichte sich in neuen Gewändern wiederholt. Und dass die "stiff upper lip" letztendlich doch obsiegen kann: "Life, that can shower you with so much splendour, is unremittingly cruel to those who have given up." Fry hat es geschafft, nach seiner Diebstahlszeit dort Fuß zu fassen, wo er schon immer hingehört hat: den unglaublich talentierten pater les bourgeois-Figuren, die gleichzeitig den britischen Anstand des gewinnenden Sorry-Sagens besitzen.
Viel vom Buch ist der Internatszeit gewidmet, denn immerhin kam Stephen schon mit sieben ins Internat. Für mich waren das die lesenswertesten Passagen, habe ich doch selbst acht Jahre im Internat zugebracht - und da lässt sich leicht miterinnern. Auch seine 'Gefängniszeit' passt da wunderbar hinein, denn wer im Internat war, der findet sich auch im Gefängnis zurecht. Wer aber keine dieser Erfahrungen teilen kann, der mag das Buch dennoch mit Gewinn lesen, weil hier einfach ein witziger und gescheiter Mensch sein Leben ausbreitet, ohne dabei das Gefühl zu vermitteln, hier geht's um bloße Egomanie.
Daher mein Vorschlag: Warten Sie aufs Taschenbuch und lesen Sie inzwischen "Making History", das kürzlich als Taschenbuch erschienen ist."

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/moab-is-my-washpot-an-autobiography.html
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