In Wirklichkeit wissen wir wenig über Marie, nicht einmal, dass sie – wie manche vermuten – Äbtissin von Shaftesbury war. Aber Groff macht aus ihr eine differenzierte, umtriebige, mitfühlende Gestalt. Und ihre Lais widmet sie nicht Heinrich II., sondern – gegen die Literaturgeschichte – Eleanor von Aquitanien, einer mächtigen, Marie in Hassliebe verbundenen, Frau.

Als Marie 17 ist, wird sie von Eleanor in eine absolut unwirtliche Abtei verbannt; Marie ist zwar Bastard (Frucht einer Vergewaltigung), aber doch Familie. Groß und grobschlachtig reitet sie ein und wird zuerst Priorin. Allmählich findet sie sich in ihre Rolle. Sie plant Verbesserung um Verbesserung, arbeitet mit starken Frauen an ihrer Seite, sichert der Abtei und den Anwohner/innen im Dorf schön langsam Wohlstand, weiß sich gegen ihre Vorgesetzten durchzusetzen. Um die Abtei langfristig abzuschirmen, lässt sie einen Irrgarten bauen, der Neugierige jeder Art abhalten soll.

Groff verfolgt Maries Bemühungen bis an deren Lebensende, und wir lernen dabei nicht nur eine tatkräftige Frau, die auch ihre Zuneigung zu Frauen auslebt, kennen, sondern gleichzeitig eine Gruppe von starken Frauen, die zeigen, welch ungeheure Expertise sie in alle möglichen Projekte einbringen können. Dabei ist Platz für alle, die kundigen und die halbverrückten Nonnen (“there is a place here even for the maddest, for the discarded, for the difficult”).

Es macht richtig Vergnügen, von so einer vergleichsweise mächtigen Gemeinschaft zu lesen, von den Tricks und Gratwanderungen Maries, vor allem aber von ihrer großen Tatkraft und Empathie. Absolut empfehlenswert!

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