Der Roman ist clever gebaut – drei Abschnitte mit jeweils drei Hauptcharakteren mit jeweils drei Kapiteln. Man könnte auch meinen, es sei eine Sammlung zusammenhängender Kurzgeschichten, aber dazu ist das Buch zu genau durchkonstruiert, also lassen wir die Bezeichnung Roman. Ein Hauptdarsteller kommt noch vor: das Haus selbst, gewissermaßen ein ‚haunted house‘.

Wir beginnen 1910 mit Jessie (21), die von einer nicht genannten Insel nach Edinburgh kommt; sie ist die Tochter des Teufels und Leihmutter für den Hausbesitzer Mr Udnam und seine Frau Elise; die gebiert auf die Schnelle ein Mädchen, alle drei werden von Udnam, der hoch geehrt in Edinburgh lebt, umgebracht; ihre Geister halten das Haus besetzt. Weitere Bewohner/innen: Flora aus dem Jahr 1928, Hermaphrodit; Levi, ein African-American, der mit Knochen eine Meerjungfrau bauen will; Ivy (17), die 1944 gegen die Nazis eingesetzt wird; Agnes aus 1956, die ein echtes Medium ist und über das Haus Bescheid weiß; Burroughs (ja, der echte) aus 1963 und sein Liebhaber; Queen Bee (21) aus 1977, die eine brutale Gang leitet; Ivor, ein Bergarbeiter, der kein Licht sehen kann; und die verlorene Seele Dot aus dem Jahr 1999. Kommt das Haus zur Ruhe, ist die grundlegende Frage. Wie ergeht es den vorwiegend traurigen Charakteren? Immerhin heißt es: “All structures are implemented through an underlying violence and brutality particular to this planet.”

An Gewalt und Brutalität fehlt es nicht; wo bei Rankin, einem ‚chronicler‘ von Edinburgh, Klarheit in der Düsterheit herrscht, tauchen hier (finstere) Mythen und Misogynie im Subtext auf. Die Vielfalt der Welt von Luckenbooth 10 wird auch in der komplexen Sprache gespiegelt. Kein einfaches, aber ein beeindruckendes Buch.

pp. 338