Lessons in Chemistry

Autor GARMUS, Bonnie

Verlag London: Doubleday 2022

Was für ein unterhaltsames Buch! Schon allein deswegen, weil man sich unentwegt über Männer ärgern kann; die sind unfähig, verlogen, arrogant, halten sich – je dümmer sie sind – für unwiderstehlich, schrecken weder vor Diebstahl noch Vergewaltigung zurück.

Aber Elizabeth Zott, Anfang 30, als sie in den frühen 60er-Jahren lustlos eine Kochsendung („Supper at Six“) betreibt, schlägt zurück. Dickens hätte keine bessere ‚revenge comedy‘ schreiben können.

Elizabeth ist eigentlich Chemikerin, noch dazu eine brillante. Aber das halten die Männer der 50er und 60er-Jahre nicht aus. Misogynie, von Männern und auch Frauen gepflegt, sieht sie eher als Kaffeekocherin denn als bahnbrechende Chemikerin. Als sie am Hastings Research Institute landet, lernt sie aber den nobelpreisverdächtigen (und deswegen vom Mittelmaß angefeindeten) Chemiker Calvin Evans kennen; die beiden verlieben sich ineinander und scheinen die passende Ergänzung füreinander – bis zu Calvins absurdem Tod.

Elizabeth verlässt das Institut, nicht zuletzt, weil sie weder Kompromisse schließen noch ihr Forschungsgebiet vernachlässigen will. Sie ist mittlerweile Mutter einer begabten Tochter, lebt mit dieser und dem intelligenten Hund Six-thirty in prekären Verhältnissen und richtet sich zu Hause ein Labor ein. Ihre Forschungsergebnisse werden ihr allerdings gestohlen, und aus Not nimmt sie eben besagten Fernsehjob an. Auch dort ist sie zu keinen Kompromissen bereit: Kochen ist Chemie, und dementsprechend agiert sie auch. (“Combine one tablespoon acetic acid with a pinch of sodium chloride.”) Die Show wird zu einem ungeahnten Erfolg, da Elizabeth propagiert, dass Frauen alles können, wenn sie nur wollen.

Ein Seitenstrang ist Calvins Schicksal, ein Waisenschicksal in den Fängen der katholischen Kirche, wie es scheint, aber auch hier zeichnet sich ein Wunder wie bei Dickens ab. Und was Calvin noch hinterlässt, ist seine Begeisterung fürs Rudern, daher lernen wir auch viel übers Rudern, wo Frauen meist talibanmäßig ausgeschlossen sind.

All das ergibt einen Erstling, der zu Recht den Preis für den besten Debutroman 2022 gewonnen hat. Vergnüglich ist auch die Sprache – Garmus, vormals Werbetexterin, erzählt mit viel Schwung und schafft es, eine sympathische und kompromisslose Protagonistin zu porträtieren, die uns schnell ans Herz wächst.

pp. 390

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2023
Link
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