Ich muss sagen, ich habe das Buch zu einem Glas Jamaica Rum mit wirklichem Interesse gelesen, auch wenn es bei näherer Betrachtung immer noch genug Alkoholiker-Larmoyanz enthält.

John schreibt: “I touched bottom, as alcoholics like to say, on February 12 1983 (the date is slightly fuzzy).” Seinen Posten an der Caltech kann er so recht und schlecht wahrnehmen, aber er ist definitiv in der Säuferhölle gelandet; in seiner Verzweiflung wendet er sich an AA, und was nicht bei jedem wirkt, das wirkt bei ihm. Eingehüllt von seltsamer Kameraderie gewinnt er seinen Kampf, sodass er heute von sich sagen kann: “I'll die an alcoholic, I know. But, hopefully, a sober one.“ Die Chancen stehen nach ca. 33 Jahren ganz gut.

Sutherland berichtet im schmalen Buch von Alkoholikern, von deren Hang zur Quantifizierung (Dylan Thomas und seine 22 Whiskies), von deren Macho-Gehabe, deren Impotenz, deren Erbärmlichkeit. Und dann erzählt er seine eigene Geschichte; und die seines Sohnes. In der 2. Auflage (die erste erschien 2001) kommt noch eine etwas selbstgefällige Coda dazu. All das ist schnell gelesen, macht aber dennoch Eindruck – wenn auch nicht therapierend, sondern eher so wie das Bild auf der Zigarettenpackung. Es bleibt halt doch der romantisierende Zug der Sucht über. Und die Leser/innen können immer wieder beschwichtigend zu sich selbst sagen: Na, so weit bin ich ja doch noch lange nicht.

Jedenfalls ist es beruhigend zu wissen, dass Sutherland es geschafft hat, denn immerhin verdanken wir ihm zahlreiche ausgezeichnete literaturwissenschaftliche Werke, viele Werkkommentare, viele Rezensionen. Schade, wenn er die dem Fusel geopfert hätte.

pp. 127