Knowing What We Know

Autor WINCHESTER, Simon

Verlag London: William Collins 2023

Winchester hat bisher mehr als 30 Bücher geschrieben, ich habe davon u. a. „The Professor and the Madman“ mit Vergnügen gelesen; kein Wunder also, dass er selbst ziemlich viel Wissen angesammelt hat, auch wenn er vom ‚polymath‘ noch ein Stück entfernt ist.

Der Untertitel des Buches lautet „The Transmission of Knowledge from Ancient Wisdom to Modern Magic”. Dementsprechend bunt gestaltet Winchester sein Buch. Nach dem Prolog geht es vornehmlich um Erziehung und Wissensbildung bei Kindern und Jugendlichen („Teach Your Children Well“).
Beispiele aus Indien und China (das gefürchtete Gaokao, das neun Stunden dauert) von einst und jetzt werden angeführt, der SAT-Test als eher lächerlich abgetan. Im zweiten Abschnitt („Gathering the Harvest“) erfahren wir im Wesentlichen davon, wie Wissen gesammelt wurde. Wir erfahren: Die Britannica ist eine Kleinigkeit im Vergleich zu einer zehntausendbändigen Enzyklopädie lange vor Diderot und Konsorten. Wir erfahren: Wikipedia geht auf das polynesische Wort wikiwiki zurück.
Überhaupt: Wir erfahren viele interessante Kleinigkeiten.
In nächsten Abschnitt („This Just In“) geht es um den Buchdruck (bei den Chinesen schon lange vor Gutenberg) und die weitere gedruckte Dissemination von Wissen, aber auch John Reith, Begründer der BBC, findet gehörig Beachtung. Es folgt „Annals of Manipulation“, wo wir nicht bei ‚fake news‘ landen, sondern wo Winchester ältere Beispiele von Manipulation anführt, die ziemlich ungeheuerlich waren; wie sehr wir da der Berichterstattung bei gegenwärtigen Kriegen trauen dürfen, sei dahingestellt. Der nächste Abschnitt, „Just Leave the Thinking to Us”, beschäftigt sich mit maschinellem Wissen und Denken und stellt die Frage, wie viel an eigenständiger Denkleistung lassen wir uns wegnehmen (vgl. GPT-2, lt. Winchester). Diese Frage ist nicht neu, schon vor zu viel Lektüre wurde einst gewarnt, denn es verhindere das Selberdenken.
Das letzte Kapitel, „The First and Wisest of Them All”, verfolgt die Karriere von wichtigen, nicht immer unbedingt berühmten Denkern. James Beale oder Frank Ramsey waren neu in meinem Denkerkosmos. Frauen kommen hier allerdings so gut wie nicht vor.
Im gesamten Buch tummeln sich allerdings etwa Aristoteles, Konfuzius, Babbage, Macaulay, Bertrand Russell; Larry Page, Sergey Brin, and Tim Berners-Lee. Ein umfangreicher Index lässt einen mehr nachschlagen.
Winchester bietet uns ein unterhaltsames, gelehrtes Sammelsurium an Wissen und Fragestellungen, voller Abschweifungen und voll eingestreutem nutzlosen Wissen, das aber Freude macht. Und er entlässt uns mit der Überlegung: Wie können wir weise sein? Müssen wir überhaupt weise sein? Oder überlassen wir das Denken künftighin den Maschinen? Wir schlagen bestenfalls nach.

pp. 415 (Sachbuch)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
31.07.2023
Link
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