Fast ging’s mir wie bei Rowling – je mehr Romane, desto mehr Seiten, desto mehr hätten gestrichen werden können. Wie viel fremden Alltag verträgt der Leser?

Mir hätte die Hälfte gereicht.

Wir verfolgen ein höchste ungleiches Brüderpaar, Peter und Ivan Koubek. Peter (32) ist ein erfolgreicher Menschenrechtsanwalt, sein Bruder Ivan (23), von dem Peter meint, er sei „slightly autistic“, ein durchaus erfolgreicher Schachspieler (und Gelegenheitsjobber). Beide haben wenig miteinander zu tun, aber der Tod des Vaters (65) lässt sie zusammentreffen.

Peter pendelt zwischen seiner Liebe, Sylvia (32), einer Intellektuellen, und einem „süßen Fratz“ (?) namens Naomi (22), mit der er den wilden Sex haben kann.

Ivan lernt bei einem Schachturnier die 36jährige Margaret kennen, verliebt sich in sie und hat auch mit ihr guten Sex.
Überhaupt: In „Intermezzo“ gibt es vermutlich mehr Sexszenen als in den anderen Rooney-Romanen zusammengenommen. Dazwischen aber dürfen wir in Beziehungsgeflechte eintauchen. Ist Margaret zu alt für Ivan? Beide erörtern das ausführlich; andere auch. Ist Naomi ein Jungbrunnen? Wie sieht Sylvia das?
Und gleichzeitig tauchen wir immer wieder in Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern ein. Ist Ivan verschlossen? Peter dominant? Gibt es eine Aussöhnung?

All das beginnt mit der Zeit ein wenig zu langweilen. Who cares?
Jetzt ist es ein Markenzeichen Rooneys, langweiligen Alltag so zu schildern, dass man nicht aufhören kann zu lesen. Diesmal habe ich aber eher aus Pflicht fertiggelesen, auch wenn Rooney uns mit stilistischen Varianten zu ködern versucht. Peter etwa bekommt ein bisschen die Ulysses-Diktion verpasst, ist wesentlich elliptischer als der strukturierte Ivan. Wie auch immer – vielleicht könnte der nächste Rooney-Roman einfach nur 250 Seiten haben.

pp. 441 (Gegenwartsliteratur)