Holly

Autor KING, Stephen

Verlag London: Hodder&Stoughton 2023

Und wieder der jährliche Stephen King, und wieder das jährliche (Fast)Loblied! King hat einfach große Lust am Geschichtenerzählen, und man möchte ihn fast beneiden, dass er noch immer ununterbrochen Ideen hat; oder muss man ihn wegen seines Schreibzwangs bemitleiden?

Wie auch immer: Wir profitieren davon.

Holly Gibney war fast so etwas wie eine Nebenfigur in der Trilogie mit Bill Hodges; in „Mr. Mercedes“ taucht sie erst auf Seite 219 auf, der Verlust von Bill macht ihr schwer zu schaffen. Holly leidet an Angstzuständen und an einer übermächtigen Mutter. Die Angstzustände machen sich noch immer bemerkbar (was gelegentlich zu Lesefrust führt), aber die Mutter ist sie los. Die hat an Trump geglaubt und ist an Covid gestorben. Das führt bei Holly zu allerlei Schuldgefühlen, aber der Tod der Mutter bringt ihr auch Überraschungen.
Eines Tages wird Holly von einer verzweifelten (Über)Mutter angerufen. Ihre Tochter Bonnie, eine fröhliche Studentin, ist verschwunden. Holly übernimmt den Fall widerwillig. Covid regiert, dauernd wird „are you vacced?“ gefragt, ihr Partner Pete hat Covid, der junge Robinson hat einen Buchdeal, seine Schwester schreibt heimlich erstklassige Lyrik und wird von einer fast hundertjährigen Lyrikerin liebevoll betreut.

Dennoch: Holly recherchiert und kommt drauf, dass im Abstand von etwa drei Jahren Menschen in der Gegend verschwunden sind; ein erfolgreicher Jungautor, ein Junge, ein schwarzes Mädchen.

Wir erfahren früher als Holly, wer dahintersteckt. Rodney and Emily Harris, zwei Akademiker, beide 80+, hüten in ihrem Keller ein schreckliches Geheimnis. Beide sind noch recht umtriebig, heimliche Rassisten und leicht verrückt. Warum sie Menschen töten, ist das eigentliche Geheimnis dieses Romans. Wie sie das tun, wird im Kapitel über die Opfer anschaulich geschildert. Ob Holly die Fäden verknüpft, bleibt lange offen.

Manches Mal scheint sich King in zu viele Details zu verlieren, aber insgesamt liefert. er nicht nur einen Krimi, sondern auch genug Horror; dabei vergisst er nicht auf den politischen Horror, d. h. Trump kommt schlecht weg. Schon allein deshalb ist „Holly“ ein Lesevergnügen.

P. S. Sehr schön sind die Hinweise auf andere Autorinnen und Autoren (James Dickey!).

pp. 433 (Thriller)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
31.10.2023
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