Parfitt schlägt sich locker mit Russisch durch. In diesem Buch versammelt er seine Kaukasusreisen, die er einige Jahre nach dem traumatischen Ereignis des Schulmassakers in Beslan (2004), bei dem er als Journalist anwesend war, getätigt hat. Die Ereignisse liegen also etwa 15 Jahre zurück, denn die Wanderungen durch die Kaukasusrepubliken spiegeln ein Bild der Vergangenheit wider, wo Reisen in Russland zwar gefährlich, aber möglich war.

Parfitt wandert: Zuerst von Sochi, das ich als ausgesprochen touristisch erlebte, nach Abchasien, für unsereins leider so gut wie nicht bereisbar.
Die eigentliche Wanderung führt ihn aber dann erneut von Sochi nach Maykop, vorbei am Elbrus, mach Nordossetien. Von dort erfolgt ein Abstecher (per Bus) nach Zchinwali in Südossetien (formal Georgien zugehörig). Über Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan geht es bis nach Derbent am Kaspischen Meer.

Was Parfitt vermittelt: Viele kleine und sehr große Konflikten haben seit jeher die Region zerrissen; desungeachtet herrscht eine große Gastfreundschaft in allen Regionen; in Dagestan kommt er gar nicht dazu, sein Zelt auszupacken, denn wo immer er nach Übernachtungsmöglichkeiten fragt, wird er eingeladen. Gleichzeitig muss er stets fürchten, bei langen Kontrollen festgehalten zu werden, denn er könnte ja ein Spion sein. Selbst seine lokalen Begleiter sind da vor Unannehmlichkeiten nicht sicher.

Wurde der Kaukasus im 19. Jahrhundert oft romantisiert, in der Sowjetära als schlicht barbarisch verunglimpft, so nimmt Parfitt das Romantisieren wieder ein bisschen auf und verschont uns nicht mit banalen Gefühlsaufwallungen und Anmerkungen.

Dennoch: Er nimmt uns immerhin auf eine Reise mit, die bunt und abenteuerlich ist und ein Wagnis darstellt. Wer schon nicht nachreisen kann – hier ist die zweitbeste Form, das Land zu erleben.

pp. 338 (Sachbuch)