Mit ihrem jüngsten Roman legt sie auch gleich einen Wälzer vor, der sich als Krimi bezeichnen ließe, wenn da nicht das breit ausgeführte Thema der Pädophilie wäre.
Langhorne Academy, New Jersey, 2013. Wir beginnen mit einem Autounfall, das Opfer kann lange nicht identifiziert werden. Ist es der vielgeliebte Middle school-Lehrer Francis Fox, der vermisst wird? War es ein Unfall, war es Selbstmord oder gar Mord? Detective Horace Zwender und sein seltsamer Deputy ermitteln verbissen. Langhorne Academy beherbergt eine Vielzahl an wohlhabenden Kindern und Jugendlichen, und die Ermittlungen gestalten sich schwierig.

Was feststeht ist: Mit Fox hat die Schule einen charismatischen Lehrer verloren, der dort die 12-14Jährigen unterrichtet hat. Fox ist gewinnend, aber auch unnahbar, er ist ein Poet, er verlangt viel, verteilt Gunst und ‚challenges‘, ermutigt und unterstützt. Was er aber auch ist: ein Pädophiler, der nicht nur an der Langhorne Academy die Zuneigung, die Liebe der Mädchen ausnutzt, sondern der dies schon an zahlreichen Schulen getan hat und immer wieder nur versetzt, aber nie zur Rechenschaft gezogen wurde. An der Grenze des Erträglichen schildert Oates seine Sprechstunden mit auserwählten Mädchen, vor allem mit Geneviève, der er sich als Mr. Tongue und Mr. Bear nähert, nachdem er sie mit Süßigkeiten halb bewusstlos gemacht hat.

Fox wird auch, nachdem die Wahrheit mehr und mehr zutage tritt, nach wie vor von Eltern und Kindern verteidigt, so sehr überstrahlt er alle Bösartigkeit. Als Zwender bereit ist, den Fall abzuschließen, serviert uns Oates am Schluss noch eine überraschende Wendung. Die kollektive Leugnung bleibt aber weitgehend bestehen, und es gilt der Anfangssatz: „There was never a time when I was not in love with Mr. Fox.“ Auf seine Art ein sehr gruseliges Buch.

pp. 651 (Gegenwartsliteratur)