Fairy Tale

Autor KING, Stephen

Verlag London: Hodder&Stoughton 2022

Phew! Wenn man bedenkt, dass King automatisch um 25% kürzt, dann ist das immer noch ein sehr langes Märchen. Und vermutlich schafft es nur King, mit so langsamem Erzählen durchzukommen; die ersten 150 Seiten sind dem Kennenlernen gewidmet.

Wen lernen wir kennen? Vor allem den Ich-Erzähler Charlie Reade (17), der eine unerfreuliche Kindheit (ein King-Topos) hinter sich hat. Die Mutter wurde bei einem Autounfall getötet, der Vater wurde daraufhin zum Alkoholiker. Das Blatt wendet sich dann zweifach. Der Vater kommt vom Alkoholismus los und Charlie lernt den grantigen Solipsisten Mr. Bowditch kennen, der mit einem alten deutschen Schäferhund in einem großen, aber schon etwas verfallenen Haus residiert.

Es passiert also vorerst nicht viel, aber als Mr. Bowditch bettlägerig wird, verbringt Charlie viel Zeit bei ihm und seinem Hund Radar.

Schließlich erfährt er, dass sich in Mr Bowditchs Schuppen der Zugang zu einer anderen Welt, Empis, verbirgt. Diese Welt ist in Gefahr: Neben den üblichen Schurken (eine Riesin etc.) lauert auch ein uraltes Monster, Gogamog.

Die Menschen dort sind graugesichtig, entstellt, ihre Gesichtszüge verschwinden. Prinzessin Leah etwa, in die er sich sofort verliebt, hat keinen Mund mehr.

Charlie wandert nach Empis, weil er mithilfe einer Sonnenuhr Rades verjüngen will. Das gelingt auch, aber Charlie findet sich plötzlich in der Gefangenschaft eines grausamen Herrschers und seelenloser Wesen wieder. Es folgt eine längere Romanpassage, in der er als Gladiator sein Überleben erkämpfen muss. Dies klingt verdammt nach young adult novel, aber wieder gelingt es King, damit erzählerisch davonzukommen.

Der Roman enthält also in vielen Bereichen ‚vintage King.‘ Die Kleinstadt, der Einzelgänger, der Alkoholiker, die Verknüpfung mit einer anderen Welt, die zum Teil absurden Monster. Das lässt sich schon lesen, wiewohl es einigermaßen lange dauert. Schön dabei sind die Verneigungen vor sich selbst („The Talisman“, „The Dark Tower Series“), vor Frank L. Baum (Wizard of Oz), H. P. Lovecraft (die Wesen von außerhalb), E. A. Poe (das Grauen sowieso) – und erfreulicherweise Piers Anthony. Schon allein deswegen hat mir das Buch gefallen.

pp. 577

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2022
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