Offensichtlich bin ich wieder 'mal der Letzte, der dieses Buch liest, nachdem schon die halbe Welt darüber gelacht hat – und nachdem auch kürzlich die Fortsetzung ("Bridget Jones : The Edge of Reason") erschienen ist.

Wie der Titel schon sagt – hier liegt ein Tagebuch vor, und zwar das der etwa 30-jährigen Bridget Jones, die nicht nur mit ihrem Gewicht und ihren Eltern kämpft (die Mutter erlebt einen zweiten Frühling), sondern auch auf der Jagd nach einem beständigen Freund ist, der mehr als fuckwittage betreiben kann. Ihre fast tagtäglichen Aufzeichnungen, die sich über ein Jahr erstrecken, sind nicht nur von minutiösen Gewichtsangaben, Rauch- und Alkoholeinheiten etc. begleitet, sondern zeichnen sich durch alle Höhen und Tiefen, die so ein Leben in Singleton kennzeichnen, aus. Das etwas überwuzelte Karrieremädchen hat, wie bei Lette (vgl. NEWSLETTER November 1999), die wirklich wichtigen Dinge im Kopf: Sex und Zellulitis. Das gibt natürlich jede Menge unterhaltsame Aufzeichnungen her und ist allemal gut für eine Satire auf die Neunziger. Die Männer kommen selbstredend nicht eben gut weg, die Frauen erscheinen aber auch nicht unbedingt als die Beherrscherinnen der Welt. Bei allem Witz, bei aller Komik (und da ist wirklich viel drin), lässt sich der Text auch ebensosehr als ein tragikomischer lesen. Und obwohl Rushdie sagt "Even men will laugh", nämlich über dieses Buch, muss ich doch gestehen, dass 50 Seiten weniger auch gereicht hätten. Das leichte Erkalten des Vergnügens liegt aber an der Textsorte, denn Tagebücher haben es so an sich, dass sie Endlostexte sein können. Textsorte und geballter Witz können jedoch ein bisschen ermüdend sein – vielleicht ist das auch nur der typisch männliche Blick? Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte auf jeden Fall zugreifen – und notfalls zwischendurch ein bisschen pausieren.