On Consolation. Finding Solace in Dark Times
Autor IGNATIEFF, Michael
Verlag London: Picador 2021
Ignatieff, zur Zeit an der CEU in Wien, hat ein Buch geschrieben, von dem man, sofern man nur den Titel liest, meinen möchte, es sei im Self-help-Regal abzustellen. In Wirklichkeit ist es aber eine interessante Kompilation von allen möglichen Varianten, Trost zu finden.
Die Säulen sind in der hebräischen, stoischen, christlichen Kultur zu finden, aber auch der Glaube an die (radikale) Veränderung zählt, wie sich diese etwa im Kapitel über Marx darbietet. Grundfrage des Trostes ist: “What we are searching for is how to go on, how to keep going, how to recover the belief that life is worth living.” Dass uns hierbei offensichtlich vor allem die Männerwelt hilft, ist wohl historisch bedingt. Nur zwei Frauen schaffen es auf die Liste der Trostspender: Die eine ist Ánna Andréjewna Achmátowa, die andere Cicely Saunders, Gründerin der Hospizbewegung.
Ignatieff beginnt aber mit den Namenlosen: dem Buch Hiob und den Psalmen; danach begegnen wir schon Cicero, der sich als untröstlich erweist. Marc Aurel und Boethius dürfen nicht fehlen, wir verfolgen die Ideen von Montaigne, Max Weber, Camus etc. etc. Schön ist, dass Ignatieff auch die Bildende Kunst (El Greco) und die Musik (Mahler) miteinbezieht. Von allen Personen entsteht ein sehr lebendiges Bild, und man darf sich aussuchen, wie viele einen persönlich als Trostvermittler dienen wollen. Ein schönes Buch, egal, ob Sie nun des Trostes bedürfen oder nicht.
pp. 284