In diesem, ihrem dritten, hysterisch erwarteten Roman, der ein Schiller-Zitat als Titel trägt, macht sie wiederum das, was sie am besten kann: den (langweiligen) Alltag einer bestimmten Gruppe von Menschen so zu beschreiben, dass man tatsächlich weiterlesen möchte.

Die anfänglich lose verbundenen Menschen so um die 30 sind hier: Alice, die erfolgreiche Schriftstellerin, Eileen, ihre talentierte Freundin, die bei einem kleinen Literaturmagazin mitarbeitet, Simon, ein Politikberater (im linken Spektrum), und Felix, ein Lagerarbeiter. Schauplatz ist vorwiegend Dublin und Umgebung, obwohl Alice, die Felix über Tinder kennengelernt hat, ihn auf einen Kurztrip nach Rom entführt. Da wird schön gezeigt, wie sie nebeneinander leben, wenn Alice ihre Interviews gibt und Felix die Stadt durchstreift. Inzwischen nähert sich Eileen wieder ihrer Jugendliebe, dem katholischen Simon, an.

Es dauert, bis diese Figuren tatsächlich alle aufeinandertreffen, denn Alice lebt gerne zurückgezogen, mit ihrer besten Freundin verkehrt sie vorwiegend per Email, wo sie vor allem über Gott, die Welt, Literatur, Umwelt diskutieren; wo sie auch Einblick in ihr Sexualleben gewähren, wenn auch mit Zurückhaltung. Expliziteres wird dem Leser/der Leserin zugemutet, aber die Ausflüge in die Sexualität werden eher nüchtern, ohne Gefühlsüberschwang beschrieben.

Und so verfolgen wir die Charaktere mittels einer präzisen Sprache durch den Alltag, der so ein Auf und Ab bildet, wie es sich eben für einen Alltag gehört. Die Farbtupfer dabei kommen eher daher, dass Eileen, vor allem jedoch Alice, schwierige Charaktere sind, die aber, wie es sich geziemt, sehnsuchtsvoll an einen Hafen denken, auch wenn es kein sicherer sein muss. Wer das gerne mitverfolgt und ein vermutlich gutes Abbild der 30+Jährigen (einer bestimmten Gruppe!) lesen will, der wird auch Rooneys dritten Roman, in dem sie wahrscheinlich selbst immer wieder durchschimmert, mögen.

P.S. Meine Ausgabe enthält als Draufgabe auch noch eine Kurzgeschichte.

pp. 367