I’m Not Running
Autor HARE, David
Verlag London: faber&faber 2018
David Hare, immer schon ein politischer Dramatiker (seit seinen Anfängen mit Howard Brenton), vermag es, das gute alte ‚prodesse et delectare‘ elegant miteinander zu verbinden. (Man denke nur an sein „The Power of Yes“, s. Archiv.)
In diesem Stück, ein genuines Beispiel für ‚talking heads‘, geht es um die Frage, ob Pauline Gibson sich um den Labour-Parteivorsitz bewerben soll. Pauline, eine single-issue Politikerin, hat sich dafür eingesetzt, dass das Spital in Corby, wo sie arbeitet, nicht geschlossen werden soll. Das hat sie bei der Bevölkerung beliebt gemacht, aber da sie nicht einmal Labour-Mitglied ist, scheinen ihre Chancen ohnehin gering. Ihr früherer Freund und Widersacher Jack Gould hingegen ist alter Labour-Party-Adel und versucht alles, sie von einer Kandidatur abzuhalten. Am Anfang des Stücks lässt Pauline auch ausrichten: „I’m not running.“ Aber in der Politik kann das auch Auftakt zum Umworbenwerden sein…
Eingestreut ist das Schicksal einer jungen Zuarbeiterin für die Partei, ein Rückblick in Paulines Vergangenheit (gespanntes Verhältnis zur Mutter), ein Wechseln zwischen Gegenwart und den 90er und den Nuller-Jahren. Das klingt vielleicht nicht danach, doch das Stück bleibt bis zur letzten Seite spannend und bietet gleichzeitig einen kleinen Kurs in politischer Bildung. Lesens(bzw.sehens)wert!
pp. 126